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Whitesnake: Gamechanger LOVEHUNTER

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Whitesnake: Gamechanger LOVEHUNTER

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Bis heute werden David Coverdale & Co. als Band der 80er bezeichnet, doch ihre Sporen verdienten sie sich in den 70ern mit bluesigem Hardrock. Bis 1979 dieser Gamechanger daherkam.

Das provokativ betitelte LOVEHUNTER war der Zweitling von White­snake, jener bluesgetränkten Hardrock-Band, die David Coverdale nach der Auflösung von Deep Purple gegründet hatte. Mit den Gitarristen Bernie Marsden und Mick Moody sowie Bassist Neil Murray und Schlagzeuger David „Duck“ Dowle hatte der Sänger den Grundstein gelegt, bevor sein einstiger Deep-Purple-Kollege Jon Lord während der Aufnahmen zum Debütalbum TROUBLE im Vorjahr dazustieß.


TROUBLE war als Absichtserklärung schon einigermaßen vielversprechend gewesen, doch LOVEHUNTER erreichte dank soliderer Songs und einer deutlich gewachsenen Chemie innerhalb der Band ein völlig anderes Niveau. Für die Aufnahmen in Clearwell Castle, jenem Anwesen aus dem 18. Jahrhundert im Forest of Dean, wo Purple sich auf BURN und STORMBRINGER vorbereitet hatten, hatte man wie schon bei TROUBLE den bevorzugten Purple-Produzenten Martin Birch eingestellt, um im Rolling Stones Mobile die Konsolen zu bedienen. Birch, von Iron Maiden später mit dem Spitznamen „Rektor“ versehen, war ein ernster Mensch, hatte aber durchaus Sinn für Humor. In Clearwell spukte es angeblich und es bereitete ihm großes Vergnügen, unheimliche Geräusche in die Kopfhörer der Band zu speisen, während die Aufnahmegeräte liefen.

Teile des Materials, etwa ›Medicine Man‹, waren schon teilweise geschrieben und einstudiert worden, doch andere Songs entstanden erst vor Ort. Auch ›Walking In The Shadow Of The Blues‹, eine punktgenaue Fusion von Blues, Hardrock und Melodie, gehörte in erstere Kategorie. Es wurde nicht nur zu einem Schlüsselstück aus dem Frühwerk der Band, sondern auch für viele Jahre zu einem ihrer Live-Favoriten. „Yeah, ›Shadow Of The Blues‹ war brandneu in Clearwell, was Seine Majestät enorm erfreute“, sagt Marsden lachend angesichts dieser Erinnerung.


Marsden, der vorgeschlagen hatte, man solle sich an Leon Russells ›Help Me Through The Day‹ versuchen, hatte ›You And Me‹ zunächst für sein eigenes Soloalbum ABOUT TIME TOO vorgesehen, das im selben Jahr erscheinen sollte, doch Coverdale überredete ihn, es für White­snake umzuschreiben. Als großer Beitrag zum Charme der Platte endet diese schließlich mit dem kurzen, prägnanten Rausschmeißer ›We Wish You Well‹, das Konzertbesucher bis heute mit dem klanglichen Äquivalent einer warmen, maskulinen Umarmung nach Hause schickt.


Die Ausflüge in die Single-Charts mit den Originalversionen von ›Fool For Your Loving‹ und ›Here I Go Again‹ – die später beide für die Generation MTV überarbeitet wurden – lagen noch in der Zukunft. Das größte musikalische Thema des Albums war das anzügliche Titelstück, das schon für TROUBLE in Arbeit gewesen und dann verworfen worden war. Mit geschwellter Brust bezeichnete sich der Frontmann auf ›Lovehunter‹ als „back-door man“ und verkündete: „ I’ve taken everything I could, but I’ve given all I can“. Und er versprach: „Give you all my loving, and use my tail on you“.


Schon mit den Flachlegen-und-abhauen-Texten des Vorgängeralbums hatte Coverdale die PC-Brigaden erzürnt, doch LOVE­HUNTER, dessen Cover eine nackte Frau zeigte, die auf einer riesigen Schlange saß, war in etwa so subtil wie ein fliegender Dampfhammer. Das Motiv stammte aus der Feder des bekannten Fantasy-Künstlers Chris Achilleos, dessen Werke u.a. auch in Herrenmagazinen wie „Men Only“ zu sehen waren. „So sind wir auf ihn aufmerksam geworden“, sagt Marsden heute mit einem Lächeln.

„Irgendjemand hatte eine dieser Zeitschriften, allerdings war dort ein Drachen von ihm abgebildet.“
Coverdale gab später zu, dass das Artwork von LOVEHUNTER eine spontane Reaktion auf all jene gewesen war, die gegen solche Darstellungen protestierten, und mit dem erklärten Ziel entwickelt wurde, „sie einfach noch mehr aufzuregen“. Das gelang auf jeden Fall.


Während der Medienkampagne zu TROUBLE hatte Coverdale zum Thema Sexismus mit mehreren Journalisten die Schwerter gekreuzt, darunter Robbi Millar von „Sounds“. Diesmal schickte „Sounds“ einen männlichen Autor, Phil Sutcliffe, doch das Ergebnis war das gleiche. Marsden, der bei jenem Interview ebenfalls dabei war, hatte sich immerhin veranlasst gesehen, darüber nachzudenken: „Das Cover ist sexistisch, das muss ich zugeben. Vielleicht haben wir einen Fehler gemacht. Ich weiß es nicht“.


Coverdale zeigte hingegen keine Reue. „Wir leben die männliche Fantasie aus, als Pfau herumzustolzieren“, bestand er gegenüber Sutcliffe. „Wir spielen Cock-Rock. Wir baden in Andeutungen. In den USA ist das Cover wegen Sexismus verboten und das Album wird in einer braunen Papierhülle verkauft“, fuhr er fort und redete sich in Rage: „Ich schlug aufgeklebte Höschen für den heißen Feger auf dem Bild vor, aber sie glaubten wohl, dass das die Sache nur noch schlimmer machen würde.“

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5 Kommentare

  1. Als dieses Album erschien, es war im September 1979 vor gut 41 Jahren ! war die Männer dominierte Welt noch moralisch anders, weniger Scheinheilig verordnet.
    Sex und die damit verbunden Attitüden hinsichtlich der Produkt-Vermarktungen , dazu gehören die Produkte der Musik-Industrie wie andere Kunstformen z.B. bildhaftes Gestalten und davon abgeleitet die diversen Kunstwerke aus allen Epochen unserer Geschichte.
    Akt-Malerei kann je nach Standpunkt und moralischer Verordnung Sexistisch, unmoralisch für jene Betrachter sein.
    Die aktuelle Thematisierung über Sex und dessen öffentliche Wahrnehmung von selbsternannten Tugendwächterinnen und Moralistinnen halte ich doppelzüngig, scheinheilig.
    Der aktuelle Moral-Hype ist für mich auf gleicher Stufe wie die angeblichen moralischen Verfehlungen denen diese Anprangerungen gelten sollen.
    Ich denke wir sind die vergangen 41 Jahre seit Erscheinen dieses grandiosen Albums nicht moralisch zu Grunde gegangen.
    Die aktuellen globalen Schein-Moralisten-Bewegungen könnten allerdings genau selbiges bezwecken ; Eine Welt zu schaffen die von einer Minderheit moralisch gegängelt wird.
    Ich meine den Sexismus der in den 1960 Jahren von der Psychologie und Sozialpsychologie definiert wurde und der aktuell von Schein-Moralisten – und Moralistinnen in den öffentlichen Fokus gezerrt wird.

  2. Ein phantastischer Artikel! Als ob diese Generation endlich erwachsen wird und Verantwortung übernimmt! Leider nur theoretisch. Gerade Musiker, aber auch andere Kunstschaffende, selbst Wissenschaftler haben sich aufgrund ihres Singsangs, Gezupfes, Gepinsels und Gedenke herausgenommen, das andere Geschlecht als eine Sache zu betrachten. Als Objekt. Das haben sie besungen, so haben sie gemalt, das heben sie gelebt. Und beeinflusst. Männer haben gedacht, sie seien nur Männer, wenn sie sich so verhalten. Frauen haben gedacht, sie seien nur Frauen, wenn sie sich dem unterordnen. Chaplin, Clapton, Manson, Dylan, Kelly, Schrödinger… man würde bis morgen weiterschreiben können. Sexistische Texte sind keine Kunst! Sexistische Bilder sind keine Kunst! Sexistische Männer sind keine Vorbilder! Was solche Männer an Leistung erbringen, kann von anderen Männern, die verantwortlicher leben und handeln ebenso erbracht werden. Die Gesellschaft muss nur lernen, genauer hinzusehen. Und Fans sollten ihre Scheuklappen abnehmen. Was schwer ist, wenn man mit dieser Art Prägung aufgewachsen ist. Aber da einigen Musikern selbst der Schreck in die Glieder fährt und es ihnen augenscheinlich unangenehm und peinlich ist, wie sexistisch sie waren, sollten auch Fans in der Lage sein, aufzuwachen. Mindestens für ihre Töchter.

  3. Da gibt es in einem Artikel endlich einen Fortschritt – und schon kommen aus irgendwelchen Ecken die Verteidiger toxisch sexistischer Denkmuster daher. Herr Rolf Maier, fangen Sie bitte an, umzudenken. Und beschimpfen sie Menschen zukünftig nicht mehr als „scheinheilig verordnet“, „selbsternannte Tugendwächterinnen“, „Moralistinnen“, „doppelzüngig“ und „moralisch gängelnde Minderheit“, die empathisch auf ihre Mitmenschen schauen. Was Frauen ertragen haben und was Frauen nicht mehr wollen, können Sie z.B. hier lesen:

    https://taz.de/Sexismus-in-der-Filmbranche/!5831917/

    Es bleibt zu hoffen, dass es auch in der Musikbranche endlich ein Aufwachen gibt!
    Und um die Frage der Überschift zu beantworten:
    Whitesnake: Sexistisch!

  4. Wofür Coverdale steht, zieht sich durch alle Teile der Gesellschaft: Ungehemmter Sexismus. Frauen als Objekte. Was nicht heißt, dass Frauen das nicht mitgetragen und unterstützt haben. Aus der Ferne, in völliger Naivität. So lange, bis sie am eigenen Leib erfahren haben, was ausgeübter Sexismus bedeutet. Die Menge dieser Frauen hat in den letzten Jahren einen Kipp-Punkt überschritten, jetzt beginnt der Wandel.

    Sexistische Attitüde ist für herausragende Musik nicht nötig!

  5. Aktuell ist bei der (Sexismus :)-Hard-Rock-Band Whitesnake eine Frau am Bass, die für meine Begriffe zu viel an Weiblichkeit in Form Ihres Bühnen-Outfits zeigt. Als Musiker bin ich begeistert vom musikalischen Können der Protagonistin , als männlicher Konsument dieser zur Schau gestellten überzeichneten sexistischen Selbstdarstellung angewidert im übrigen genau so von vielen männlichen Protagonisten mit ihrem überzogenen Macho-Gehabe auf und neben den Bühnen dieser Welt.
    Die Bass-Player in dürfte ihr Bühnen-Outfit vermutlich selbst wählen, immerhin steht sie im Umfeld mit männlichen sexistischen Selbstdarstellern in Konkurrenz. Whitsnake : Beide Geschlechter werden Sexistisch bedient!!!!
    Einfach die moralische Keule in der Schmuddel-Ecke stehen lassen oder wenn es gefällt die Show genie0en ohne die moralische Blockade in der Birne.

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