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Titelstory: Thin Lizzy – Warten auf ein Alibi…

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Titelstory: Thin Lizzy – Warten auf ein Alibi…

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Die Albumaufnahmen waren für den März eingeplant, gefolgt von einer Tour. Zuerst kam eine Single, ›Nineteen‹, produziert von Paul Hardcastle. Eine typisch rotzige Rocknummer, die jedoch ziemlich unbemerkt blieb. Doch Lynott verfolgte zwei sich widersprechende Ziele – zum einen wollte er das Management sein Ding machen lassen, zum anderen aber auch sein eigenes durchziehen. So kam es dazu, dass er ›Out In The Fields‹ mit Gary Moore aufnahm. Lynott war berüchtigt dafür, dass er sein Management-Büro täglich kleine Mengen Bargeld liefern ließ, vermutlich, um Drogen zu kaufen. Doch als sich eine Chance bot, beschloss er, persönlich einen Deal mit Ten Records auszuhandeln, als er mit Gary Moore an ›Out In The Fields‹ arbeitete. Auf der B-Seite war das Grand-Slam-Stück ›Military Man‹. Für drei Tracks erhielt er 5000£, offenbar in bar.

Morrison war in Rage: „Er hatte mir nichts davon erzählt, weil er dachte, dass ich das Geld als Teil der Rückzahlung für die 80 Riesen nehmen würde, die er meiner Firma schuldete, aber er hätte es besser wissen sollen. Ich besorgte mir danach den Vertrag mit Ten und versuchte, nachzuverhandeln. Ich sagte, der Typ hatte keinen Rechtsbeistand gehabt usw., aber wir mussten es schlucken und ›Out In The Fields‹ erschien. Es war ein furchtbarer Deal. Er kam vorbei und fragte, ob ich ihn aus dem Vertrag befreien könne. Wie immer war er reumütig. Er war wirklich brillant darin Gefühle vorzutäuschen.“

Ende 1985 sah es endlich so aus, als würde es mit Phils zukünftiger Karriere aufwärts gehen, doch das Feiern nahm kein Ende und es schien unwahrscheinlich, dass sich daran etwas ändern würde. Für die Menschen in seinem Umfeld war es eben das, was Phil nun einmal tat, er verströmte ja auch diese Aura der Unzerstörbarkeit. Zweifellos glaubte er auch selbst daran.

Mark Stanway traf Phil kurz nach der Auflösung von Grand Slam und sah kaum einen Unterschied in seinem Lebenswandel: „Es gab Gerüchte einer Lizzy-Reunion. Ich habe nie so viele Gitarristen gehört, die behaupteten, Phil habe sie gefragt, ob sie den reformierten Thin Lizzy beitreten wollten. Ich denke, es wäre wohl tatsächlich zu dieser Reunion gekommen. Ich weiß nicht, wer der andere Gitarrist gewesen wäre, wahrscheinlich Brian Robertson. Brian kam oft bei Phil vorbei und wir jammten mit ihm. Da war immer viel Jack Daniel’s und anderes Zeug im Spiel. Jimmy Bain war auch meistens da und Filthy Animal Taylor von Motörhead, und sie feierten und jammten. Vor allem feierten sie.“.

Phil Lynott mit VeilchenIn der Vorweihnachtszeit klapperten Phil und seine Gefolgschaft die üblichen Plattenfirmen-Partys ab, immer in gebührendem Rockstar-Outfit und -benehmen. Bei einer dieser Partys begegnete Phil dem Journalisten Dante Bunotto, Autor bei „Kerrang!“ und Moderator der Sendung „Music Box Power Hour“ im Satellitenfernsehen. Sein modus operandi, um Rockstars in die Sendung zu bekommen, war, ihnen zufällig zu begegnen und sie umgehend einzuladen. So war es auch mit Phil. Bonutto war ein riesiger Fan von Thin Lizzy, vor allem von Phil, und hatte ihn noch nie interviewt. Er hatte jedoch keine Ahnung von der körperlichen Verfassung des Stars, den er an jenem Abend interviewen würde.

Lynotts Auftreten schockierte ihn: „Nun, er sah nicht gut aus, etwas gelblich, und er war ziemlich bedrückt. Nicht wie die Person, die ich zuvor erlebt hatte – der wilde Partylöwe und tolle Typ. Es war einfach eine sehr schlechte Zeit für ihn. Es gab kein geeignetes Medium für Leute wie ihn, kein CLASSIC ROCK und keinen Radiosender, der ihn gespielt hätte.“

Bonutto, auch ein Fan von Grand Slam, fragte Lynott, warum sie keinen Deal bekommen hatten. Er konnte es nicht erklären, stellte jedoch schnippisch fest, dass „in dem Moment, als ich zum Solokünstler wurde, die Angebote kamen. Vielleicht waren Grand Slam einfach ein Opfer enttäuschter Thin-Lizzy-Fans geworden – eine Band, die potenziell gut werden konnte, gegen eine Band, die zwölf Jahre lang eine Reihe Hits hatte.“

Die Möglichkeit einer Reunion von Thin Lizzy deutete Bonutto ebenfalls an. Lynott tat den Gedanken daran zwar nicht komplett ab, betonte jedoch, erst seine Solokarriere zu etablieren, „bevor ich anfange, von vergangenem Ruhm zu leben“. Er sprach begeistert von seinem kommenden Album, freute sich darauf, Special Guests zu begrüßen, die zu jedem einzelnen Stück passen würden – Brian Downey, John Sykes und Gary Moore wurden erwähnt. Es sollte diverse Produzenten geben, darunter Tom Dowd und Peter Collins. „Generell wird es ausgeglichener sein als meine anderen Soloalben“, fügte er hinzu, „denn bei denen war ich auch noch bei Thin Lizzy, die die ganzen harten Stücke abgriffen, während ich nur den Rest bekam. Meine Alben waren viel ruhiger, aber diesmal wird es ein besseres Gleichgewicht zwischen dem direkten, harten Zeug und den Balladen geben.“

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1 Kommentar

  1. Es ist immer schade, aber er war eben auch nur ein Mensch, großartig in seinem Schaffen, doch seine Sucht wurde ihm leider zum Verhängnis und hatte ihn letztendlich zerstört.

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