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Titelstory: The Doors – Can You Picture What Will Be?

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Titelstory: The Doors – Can You Picture What Will Be?

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Ein weiterer Höhepunkt aus jenen Tagen, der auch in die Annalen der Rockgeschichte eingegangen ist, wurde laut Botnick ebenfalls übertrieben dargestellt. Am selben Abend, als sie die zwei besten Takes von ›The End‹ miteinander verbunden hatten, kehrte Morrison im LSD-Rausch ins Sunset Sound zurück, verwüstete das Studio, kippte den Sand aus dem Aschenbecher auf dem Boden aus und entleerte einen Feuerlöscher ins Mischpult. Was laut Botnick aber nicht nur ein drogenbefeuerter Akt der Aufmüpfigkeit war, sondern ein echter Versuch, wenn auch ein durchgeknallter, eine vermeintliche Katastrophe abzuwenden. „Sunset Sound war eine alte Ga­­rage, die umgebaut worden war. Ziegel, Akustikelement, Ziegel, Akustikelement … In jedem Ziegel war eine Lampe, und da drehte ich die roten Glühbirnen rein.“

Nachdem alle an jenem Abend das Studio verlassen hatten, ging Jim „über die Straße in die Blessed Sacrament, eine katholische Kirche, wo er eine Eingebung hatte. Er kehrte zum Studio zurück und das Tor war abgesperrt. Er kletterte drüber, ging hinein, doch der Kontrollraum war ebenfalls abgesperrt. Das Studio selbst aber war offen, die roten Lichter waren an und er glaubte, es sei ein Feuer. Also schnappte er sich einen Feuerlöscher, kippte die Aschenbecher um, die voller Sand waren, und versuchte, den ‚Brand‘ zu löschen.“

Als sich Rothchild an den Vorfall erinnerte, sagte er, er habe eine Anruf von dem Mädchen erhalten, mit dem Jim die Sessions verlassen hatte. Er sei aus ihrem Auto gesprungen und wolle zurück zum Studio. Als Paul dann dort ankam, fand er Jim ohne Schuhe und Hemd vor. Auf Pauls Frage, was zum Teufel er da tue, setzte er dieses typisch unterschwellige Grinsen auf und sagte: „Ich will aufnehmen.“ Paul beruhigte ihn und sie fuhren zu seiner Wohnung, wo sie den Rest der Nacht damit verbrachten, die Stones, Donovan und Howlin’ Wolf zu hören … Irgendwann im Morgengrauen konnte Paul endlich entkommen.

Als er dann zuhause in Laurel Canyon ankam, läutete das Telefon. Es war der Besitzer des Studios, Tutti Camarata, absolut in Rage wegen der Verwüstungen: Löschschaum auf der ganzen Mischkonsole, Sand aus einem der Stand­aschenbecher überall im Raum. Und ein paar stinkender Stiefel von Jim … Ob Paul wusste, wem sie gehörten? Paul sagte, er wisse es nicht. Und fügte erschöpft hinzu, er solle die Rechnung an Elektra schicken.

Letztendlich war das Al­­bum mit dem schlichten Titel THE DOORS trotz aller berauschten Ausfallerscheinungen von Band und Produzent nach nur fünf Tagen im Kasten. Elektra ließ sich hingegen fünf Monate Zeit, um es zu veröffentlichen. Der Hauptgrund dafür waren dreimonatige Verhandlungen über einen Vertrag zwischen Holzman und Fink, be­­vor sie sich endlich einig wurden. Jim und Ray wollten, dass die Platte sofort erscheint, um noch rechtzeitig vor Weihnachten in den Läden zu stehen. Jac hingegen, der weise Labelveteran, wusste es besser und überredete sie dazu, Elektra die Veröffentlichung ins neue Jahr schieben zu lassen.
Ray und der Rest der Band gaben nach und begriffen, dass sie in der Sache ohnehin kein Mitspracherecht hatten. Jim hatte allerdings wieder einen Tobsuchtsanfall und musste auf den Teppich geholt werden. Wie sich Holzman später erinnerte, waren Jim und die anderen drei Doors schon damals „zwei Parteien: Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore in der einen Ecke, Jim Morrison in der anderen, allein und losgelöst“.

Der Frontmann wohnte mittlerweile für neun Dollar pro Nacht im The Tropicana (oder „The Trop“, wie er es nannte), einem heruntergekommenen Motel in West Hollywood mit einem schwarz gekachelten Pool ohne Wasser, dessen ebenso heruntergekommene Gäste Drogen und billigen Wein miteinander teilten, in diversen Konstellationen im Bett landeten und einander beklauten. Eine Absteige, die Musiker anzog, die auf den Durchbruch warteten.
Die anderen drei Doors wohnten entweder noch bequem bei ihren El­­tern (John und Robby) oder mit Partnerin am Strand (Ray und seine spätere Ehefrau Dorothy). Es gab Jim und es gab „die anderen“. Holz­­man verstand das sofort und beschloss schon früh, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit darin bestand, dafür zu sorgen, dass Jim immer zufrieden war.

Jac erklärte ihm, welche Kampagne Elektra für das Album plante, wenn es dann endlich im Januar 1967 erscheinen würde. „Ich sagte, wir werden mehr Zeit haben, um uns auf euch vorzubereiten, und ich werde in dem Mo­­nat nichts sonst veröffentlichen. Das bedeutet, dass Elektra im ersten Monat zu einhundert Prozent für euer Album arbeiten wird. Und ich habe da noch diese Idee, eine Werbetafel am Sunset Strip zu buchen …“ Jim war Feuer und Flamme und fragte: „Wie bist du darauf gekommen?“ Holzman hielt Wort und stachelte die Belegschaft bei Elek­tra so sehr mit den Doors an, dass sie über die Weihnachtszeit über nichts anderes mehr redeten. Dann versprach er, die Band zur ersten Rockband überhaupt zu machen, die auf einer der riesigen Werbetafeln in Hollywood am Sunset Strip zu sehen sein würde.

Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatten die Doors schon ein Anspruchsdenken entwickelt, das bald weit über ein paar Plakate in prominenter Lage hinausging. Dafür hatte ein Engagement im November 1966 im ultra-angesagten Club Ondine’s in New York gesorgt. Andy Warhol erinnerte sich daran, wie er am ersten Abend mit seiner Entourage aufkreuzte und Gerard Malanga – der Schulabbrecher/Dichter/Schauspieler/Szenemensch, der mit 22 schon in fünf von Andys gefeierten „Art Mo­­vies“ aufgetreten war – sich aufregte und schrie, Jim habe seinen Look ge­­klaut. Das war nicht gelogen. Als Warhols Trup­­pe Exploding Plastic Inevitable im Mai 1966 im The Trop in L.A. ihre Zelte aufgeschlagen hatte, war Jim beeindruckt von Malanga, der mit gut bestückter Lederhosen-Macho-Präsenz im Marlon-Brando-T-Shirt tanzte, Spielzeughanteln hob und so tat, als würde er sich mit brennenden Kerzen einen Schuss setzen. Er machte sich sofort daran, diesen Stil für seine eigenen Zwecke zu kopieren.

Als die Doors sechs Monate später in New York eintrafen, gehörten die Le­­derhose und das bis zum Nabel offenen Hemd zu Jims festem Stilrepertoire – und waren ein Hit beim weiblichen Publikum, das mittlerweile zahlreicher als das männliche war. Wie passend, dass Elektra die Doors als die „amerikanischen Stones“ vermarktete. Es war ein wahrer PR-Geniestreich, de­­ren jüngstes Erfolgsalbum AFTERMATH – ein brodelndes, fast schon düsteres Werk, das sich als Wendepunkt für die Briten erwiesen hatte – mit dem verrückten, abgedrehten Trip gleichzustellen, auf den einen die Doors entführen würden.

Ray Manzarek erzählte mir einmal: „Wie Jim einst sagte – ‚Wir führen eine musikalische Séance auf. Nicht, um die Toten zu erwecken, sondern um sie zu besänftigen, den Schmerz und das Leid sowohl der Toten als auch der Lebenden zu mindern‘. Und damit tauchten wir psychologisch tief in Freud’sches und Jung’sches Terrain ein. Wir verbanden Freund und Jung. Was unmöglich scheinen mag, aber auf der Bühne passierte genau das, und das versetzte das Establishment in Aufruhr. Da war einfach etwas in der Macht dieser Mu­­sik und dieser wahnwitzigen Sexualität von Jim Morrison, die den Mainstream in den Wahnsinn trieb.“

Gloria Stavers, ein 39-jähriges Ex-Model, war schnell überzeugt. Sie war damals Redakteurin bei „16“, dem zu jener Zeit größten Teenie-Magazin der USA, war mit Lenny Bruce zusammen gewesen und hatte durch ihre Berichterstattung geholfen, Herman’s Hermits in Amerika zu größeren Stars zu machen als die Beatles oder Stones. Gloria fotografierte die Bands gerne selbst und lud sie dazu in ihr Loft in New York ein, wo die Sessions im Idealfall in ihrem Schlafzimmer endeten. Als Danny Fields, ein freiberuflicher Autor, der kurzerhand zum Presseagenten von Elektra geworden war, einen Foto-Nachmittag für Jim und die Doors in Glorias Wohnung or­­ganisiert hatte, wur­­de die Band bald nach Hause ge­­schickt, damit sie sich der wirklichen Ar­­beit widmen konnte: den Sänger fo­tografieren – und dann verführen.
Laut Fields „blies sie ihm einen – und sie schwört, dass er sich dann in Luft auflöste. Er war in einem Moment weg und im nächsten am anderen Ende des Raums.“ So unwahrscheinlich diese spontane Teleportation mitten in einem Blowjob auch gewesen sein mag – als THE DOORS im Januar 1967 auf den Markt kam, zierte Jim das Cover von „16“ mit der Schlagzeile: „Morrison Is Magic!“

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1 Kommentar

  1. Klasse Story über eine meiner Lieblingsbands aus dieser Zeit. Höre die Songs heute noch und Jim… ein Idol meiner Jugend.
    Vielen Dank, schön dass es Classic Rock gibt

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