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Titelstory: Der Träumer – Lenny Kravitz im großen Interview

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Titelstory: Der Träumer – Lenny Kravitz im großen Interview

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Lenny Kravitz Interview

Die meisten deiner neuen Songs fallen sehr funky aus.
Stimmt!

Sie erinnern an Prince. Ein Zufall?
Nein, er war schließlich ein guter Freund von mir – ein sehr guter sogar. Ich meine, wir kannten uns ewig. Es muss irgendwann 1990 oder 1991 gewesen sein, als er mich zum ersten Mal angerufen hat. Das war kurz nach der LET LOVE RULE-Tour. Und als wir uns getroffen haben, sind wir sofort beste Freunde geworden – und auch geblieben. Bis zu seinem Tod, der mich hart getroffen hat. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Wusstest du von seinem Gesundheitszustand?
Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm um ihn stand. Das hat er nie durchschimmern lassen – gegenüber niemandem. Keiner wusste, wie es ihm privat ging – außer er selbst. Das hat er komplett unter Verschluss ge­­halten. So war er halt: Er hat nie über sich geredet, sondern immer nur über seine Musik.

Gibt es gemeinsame Aufnahmen?
Mehrere sogar. Wir haben zusammen gejammt, er ist zu meinen Shows ge­­kommen, um mich zu unterstützen – und ich zu seinen. Wir standen oft zusammen auf der Bühne, aber auch im Studio. Wir haben auch die eine oder andere After-Show-Performance bestritten. Und wir haben einiges aufgenommen. Ich bin z.B. auf Prince-Alben vertreten, auf denen mich niemand vermuten würde. Und ich werde jetzt nicht verraten, um welche es sich handelt. Einfach, weil wir das nie je­­mandem erzählt haben – und es auch egal war. Es war nichts Besonderes, sondern einfach eine Sache unter Freunden. Es waren kleine Souvenirs, wie er das nannte. Kleine Erinnerungsstücke an besondere Momente. Es hat gereicht, dass wir wussten, was wir gemacht haben. Das ging niemanden etwas an.

Ist RAISE VIBRATION so etwas wie ein musikalischer Tribut an ihn – eine Verbeugung vor einem verstorbenen Freund?
So weit würde ich nicht gehen. Ich denke, dass er bei den Aufnahmen dabei war. Daran habe ich keine Zweifel.

Wie denn, du hast seinen Geist oder seine Gegenwart gespürt?
Es war, als ob er im selben Raum wäre. Das Gefühl hatte ich ganz sicher. Ich meine, ich kann das nicht erklären – es war einfach das, was ich gespürt habe. Und das war nichts Beunruhigendes, sondern sogar sehr positiv. In dem Sinne, dass es mich bestärkt hat, dass ich das Richtige tue. Eben, weil er dabei ist. Aber das bedeutet nicht, dass die Musik nach ihm klingt oder dass ich mich bemüht hätte, ihm nahe zu kommen.

Angeblich arbeitetest du schon am nächsten Album – ein Werk mit namhaften Kollegen. Wer ist dabei, wie wird es klingen?
Dazu kann ich nicht wirklich viel sagen – weil es noch nicht fertig ist. Aber es wird mit einem Film einhergehen, zu dem ich gerade das Skript schreibe, quasi als Soundtrack. Und er fällt definitiv sehr rau und funkig aus. Es sind etliche Pioniere des Jazz, Funk und Soul dabei.

Wie George Clinton, Fred Wesley und Kenny Burrell?
Und Maceo Parker. All die coolen, alten Typen.

Die ja langsam aussterben.
Leider. Deshalb versuche ich, so viel wie möglich mit ihnen zu machen, einfach weil die Uhr tickt und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie von uns gehen. Ein paar von den Jungs sind tatsächlich gestorben, ehe sie es zu mir ins Studio geschafft haben. Wie Bernie Worrell, mit dem ich schon einen festen Termin hatte. Wir haben mehrfach telefoniert und alles durchgesprochen. Doch dann hat es ihn erwischt, was eine Schande ist. Die Pioniere sterben langsam aus.

Ein beängstigender Gedanke?
Und wie! Wir haben keinen Einfluss darauf, wann wir den Abflug machen. Und es trifft nicht nur die alte Garde, sondern auch viele jüngere. Das ist die Sache: Es garantiert uns niemand, dass wir auch morgen noch hier sind. Deshalb müssen wir im Hier und Heute leben. Und wir müssen jetzt etwas für die Welt tun – nicht irgendwann in ferner Zukunft.

Sind die Rolling Stones so etwas wie eine Blaupause für deine Altersplanung? Wirst du ebenfalls Musik machen, bis man dich im Sarg ab­­transportiert?
(lacht) Das wäre mein Traum – ich könnte mir nichts Besseres vorstellen, als bis zur letzten Sekunde meines irdischen Seins Musik zu machen. Bis zu meinem letzten Atemzug. Und wenn ich mir Mick und die Jungs so anschaue, ist das etwas Wunderbares. Ich meine, sie machen immer noch das, was ihnen Spaß macht – und scheinen davon gar nicht genug zu kriegen. Die Typen leben für ihre Musik. Und das ist eine romantische Vorstellung. Und was mich betrifft: Was soll ich sonst tun? Zu Hau­se rumsitzen? Das wäre mir zu langweilig! Wenn du Musiker mit Leib und Seele bist, musst du da raus – vor die Leute. Du musst deine Musik spielen. Und die Stones zeigen gerade, was für eine großartige Blues-Band sie sind. Ich meine, Mick ist ein toller Sänger und Harmonikaspieler. Und Keith ist sowie unglaublich. Ich würde mich freuen, wenn ich mit Mitte 70 noch so cool wäre wie er. Und ich tue alles, um in Form zu bleiben. Im Sinne von: Ich lebe gesund und achte auf mich.

Inwiefern?
Ich esse keinen Müll, sondern ernähre mich so ausgewogen und bewusst wie möglich. Also viel Obst, viel Gemüse, viel Fisch. Und ich tue etwas für meinen Körper: Ich mache jede Menge Sport – ich laufe, ich schwimme, ich gehe ins Fitnessstudio. Ich mache einiges, um in Form zu bleiben. Und ich brauche das, um mich gut zu fühlen. Sprich: Ich mache das nicht nur für meinen Job, sondern für mich. Ich habe das Gefühl, dass mir das etwas gibt. Und ich sehe im Gym immer wieder Typen, die schon 80 sind und da ihre Übungen machen – die meisten von ihnen sind rank, schlank und in Topform. Das finde ich absolut bewundernswert. Ich hoffe, dass ich ir­­gendwann genauso bin.

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