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Rainbow: Der Man in Black und der Albumklassiker

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Rainbow: Der Man in Black und der Albumklassiker

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Ronnie sang hier direkt zur Liebe seines Lebens, Wendy. Während Blackmore eine Art erweiterte musikalische Meditation zu Jimi Hendrix’ ›Little Wing‹ abliefert, öffnet Dio sein Herz und lässt das Licht seiner Liebe strahlen. Der Titel ›Rainbow Eyes‹, wie er mir später erklärte, basierte auf der Tatsache, dass Wendys Augen oft abhängig von ihrer Laune die Farbe zu wechseln schienen. „Manchmal sind sie grün, manchmal blau, und manchmal sind sie braun“. Wenn jemals ein Song die Vielseitigkeit von Rainbow belegte, dann dieser, verstärkt durch Geigen, Cello, Bratsche und Flöte. Dass der Text sich auf Dios tatsächliche Beziehung bezog – die bis zu seinem Tod bestehen sollte –, machte die Aussage umso kraftvoller.

Als ob sie die Aufrichtigkeit der Musik noch betonen wollten, heirateten Ronnie und Wendy an dem Tag, als LONG LIVE ROCK’N’ROLL veröffentlicht wurde. Die Trauung fand im Waveny Castle in New Canaan, Connecticut statt, wo das Paar nun lebte. Ritchie war Trauzeuge, der Rest der Band, ihre Manager und diverse Roadies waren auch anwesend, ebenso wie mehrere von Wendys Freunden aus ihrer Geburtsstadt London und aus L.A., wo Ronnie sie drei Jahre zuvor kennengelernt hatte.

Die beiden waren gerade erst aus ihren Flitterwochen zurückgekehrt, als Rainbow zu der US-Tournee aufbrachen, die ihnen dort zu ihrem großen Durchbruch verhelfen sollte. 60 Shows, die sich bis in den Sommer erstreckten. Sowohl das Management als auch die Plattenf irma hypeten das Album als dasjenige, das sie endlich „nach vorne bringen“ würde. Als LONG LIVE ROCK’N’ROLL dann tatsächlich zu ihrem bis dato größten Misserfolg in den USA wurde und dort nur Platz 89 erreichte, wurde Blackmores Laune schwärzer als seine Hemden.

Der Plan sah vor, dass die Band in jenem Sommer zunächst als Special Guests bei großen Hallenshows von Foghat, REO Speedwagon und Alice Cooper eröffnen würde, bevor dann eigene Headliner-Termine derselben Größenordnung folgen sollten. Als das Album jedoch noch vor Beginn der Tour zum Rohrkrepierer und die Single bei den so wichtigen Mittelwellen-Radiosendern ebenfalls kaum beachtet wurde, waren Rainbow gezwungen, ihren Tourneeplan über den Haufen zu werfen und die Headliner-Shows in kleinere Säle zu verlegen.

Die Konzerte standen dann unter keinem guten Stern, die Laune war mies. Keine 45 Minuten nach Beginn des Auftritts im Stanley Theater in Pittsburgh (Fassungsvermögen: 2.800 Zuschauer) ging Ritchie von der Bühne und weigerte sich, zurückzukommen. Das erzürnte Publikum randalierte beinahe. Als bei einem anderen Konzert ein Feuerwerkskörper auf die Bühne flog, gerade als die Band für die Zugabe rausgehen wollte, machte Blackmore erneut einfach Kehrt und ließ sich nicht zu einer Rückkehr überreden. Woraufhin wiederum Chaos ausbrach. An anderen Abenden spielte Blackmore über die gesamte Dauer mit dem Rücken zum Publikum. Bei einem weiteren Auftritt kletterte er tatsächlich aus dem Garderobenfenster und machte sich aus dem Staub.

Bei ihrer Support-Show für REO Speedwagon vor 17.000 Menschen in der Omni Arena in Atlanta wurde Dio von einer aus dem Zuschauerraum geworfenen Flasche direkt ins Gesicht getroffen und fast ohnmächtig geschlagen. Während er backstage getragen wurde, wo einer der Notärzte seine üble Kopfwunde nähte, spielte die Band weiter, bis er wieder zurückgestolpert kam. Ihm lief immer noch Blut über das Gesicht.

„Sie sagten, ich sollte direkt ins Krankenhaus fahren“, erinnerte er sich später, „aber ich hasste die Vorstellung, die Fans zu enttäuschen.“ Nach der Show geriet der stinksaure Ritchie in einen Streit mit dem Tourmanager von REO Speedwagon, woraufhin Rainbow und ihre Crew ihre Garderobe verwüsteten.

Das Ende kam mit einer katastrophalen Headliner-Show im New Yorker Palladium vor 3.000 Zuschauern. Was wenigstens ein triumphaler Abschluss einiger übler Monate auf Tour hätte werden sollen, geriet zu einem weiteren Desaster. Die Band hatte erst drei Songs gespielt, als die Anlage knisterte und schließlich den Geist aufgab. Rainbow mussten erst mal abbrechen, während die Crew Blut schwitzte, um das Problem zu lösen. Doch als sich den Lautsprechern auch nach eineinhalb Stunden kein Ton entlocken ließ, sah sich Ronnie gezwungen, auf die Bühne zu gehen und sich beim Publikum zu entschuldigen. „Wir werden das nächstes Mal wiedergutmachen, New York!“, versicherte er allen. Doch dieses nächste Mal sollte es nie geben – zumindest nicht für dieses Line-up von Rainbow.

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