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Monsters Of Rock: Feld der Träume – Teil 3

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Monsters Of Rock: Feld der Träume – Teil 3

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Mitte der 80er war Monsters Of Rock unaufhaltsam geworden. Große Namen, aufstrebende Acts und unbekannte Newcomer standen Schlange, um in Donington zu spielen. 1985 waren ZZ Top die Headliner, die zwei Jahre zuvor mit ELIMINATOR in die Oberliga aufgestiegen waren, an zweiter Stelle standen Marillion, im Zenit ihrer Karriere. Doch es waren die damals noch kleineren Acts wie die gerade aufsteigenden Bon Jovi oder die noch nicht so bekannten Metallica, die ankündigten, wie die zweite Hälfte der 80er aussehen würde.

Andy Copping: 1985 sagten die Leute noch: „Warum spielt diese entsetzliche Thrash-Band beim Monsters Of Rock?“ Die hatte damals noch keine große Fanbase.

John Tucker: Metallica bekamen so einige Flaschen ab.

James Hetfield (Frontmann, Metallica, 1985 von der Bühne): Falls ihr gekommen seid, um Spandex und Eyeliner und den ganzen Scheiß zu sehen, und die Worte „Rock’n’Roll, Baby“ in jedem fucking Song, sind wir nicht die fucking Band für euch. Wir sind gekommen, um Schädel einzuschlagen.

Fish (Frontmann, Marillion): Da war ein Haufen Leute, die unbedingt in den Backstagebereich von Bon Jovi wollten, mehr als bei irgendjemandem sonst. Sie wurden damals als die größte Band angepriesen, die es je geben wird. Ich sah mir ihr Set eine Weile an und dachte: „Ich sehe da eigentlich nichts“.

John Tucker: Hinter den Kulissen gab es in dem Jahr wohl so einige Spannungen.

Fish: Das Management von ZZ Top hatte mehr oder weniger beschlossen, dass das Festival ihnen gehörte. Es war mehr wie ein Konzert von ZZ Top, bei dem alle anderen nur Vorgruppen waren, nicht das Monsters Of Rock Festival. Backstage war die Stimmung mies, denn sie hatten ihren eigenen Bereich, der von all diesen Schlägern bewacht wurde.

John Tucker: ZZ Top ließen tatsächlich ihr Auto [den „Eliminator“] über das Gelände fliegen, als Marillion spielten.

Fish: Ich war auf der Bühne und dachte: „Was zur Hölle ist das?“

John Tucker: Das war bizarr. Man sah recht oft Hubschrauber und fragte sich, wer da gerade kam oder abflog. Aber man sah sie nicht mit einem Auto, das von ihnen herabbaumelte.

Fish: War das Zufall? Nein, denn es sollte vor Beginn ihres Sets angeflogen kommen. Das sollte ihr großes Intro sein. Ich fand es einfach nur ein bisschen kindisch.

John Tucker: ZZ Top waren tatsächlich ziemlich gut. Sie hätten sich wirklich anstrengen müssen, um das zu verbocken.

Fish: ZZ Top … das war nicht so live, wie man glaubte. Da war jede Menge Backup-Zeug im Hintergrund. Wir gingen einfach da raus und spielten richtig live. Wir eroberten den Tag und verpassten ZZ Top auf jeden Fall ein blaues Auge.

Dank des wachsenden Einflusses von MTV waren Rock und Metal Mitte der 80er größer als je zuvor, und das Monsters Of Rock profitierte davon. 1986 war der wie neugeborene Ozzy Osbourne der Headliner, vor den Scorpions und Def Leppard – Letztere mit ihrem ersten großen Auftritt seit dem fast tödlichen Autounfall von Schlagzeuger Rick Allen 18 Monate zuvor. Im folgenden Jahr waren die jüngst zu Superstars aufgestiegenen Bon Jovi der Top-Act, unterstützt von Dio, Metallica, Anthrax, W.A.S.P. und Cinderella, doch das Line-up zeigte die großen Veränderungen auf, die sich in der Rockszene anbahnten.

Scott Ian: Ich hatte von diesem Ding namens Monsters Of Rock gehört, seit ich angefangen hatte, Kerrang! und Sounds zu lesen. Aber in unserer kleinen Welt in New York gab es nichts Vergleichbares.
Es schien uns wie ein Traum, eine Fantasie. Es hätte genauso gut der fucking Zauberer von Oz sein können.

John Tucker: 1987 wurde zu dieser großen Schlacht zwischen den Thrash und den Glam-Bands hochstilisiert – Anthrax und Metallica auf der einen, Cinderella, Bon Jovi und sogar W.A.S.P. auf der anderen Seite.

Scott Ian: Man versuchte, diesen Aspekt aufzublasen, aber ich sah das nie so.

John Tucker: Es gab einen gewissen Graben im Publikum. Die einen kamen für Anthrax und Metallica nach vorne und zogen sich dann bei Cinderella zurück, und umgekehrt.

Scott Ian: Bei [den Openern] Cinderella und W.A.S.P. regnete es in Strömen. Sobald W.A.S.P. von der Bühne gingen, verzogen sich die Wolken und das Wetter war wunderschön bei Anthrax, Metallica und Dio. Doch sobald Dio fertig waren, fing es bei Bon Jovi wieder zu regnen an. Mutter Natur muss Thrash Metal wirklich lieben.

Brian Tatler (Gitarrist, Diamond Head): Metallica luden mich zu ihrer Show in Donington ein. Wir sahen, wie sie [ihr Diamond-Head-Cover] ›Am I Evil?‹ spielten, und mein Kumpel Shaun tippte diesem Typen auf die Schulter, zeigte auf mich und sagte zu ihm: „Er hat das geschrieben“. Die Typ sah mich eine Sekunde an und sagte: „Ja, klar doch“, und headbangte weiter.

John Tucker: Aus Sicht der Veranstalter waren Bon Jovi riesig.

Scott Ian: Bon Jovi hatten backstage ihren eigenen Bereich. Unser Bassist Frankie [Bello] wurde aus dem Klo geschmissen, weil Jon zum Pissen gekommen war. Frankie war drin und dieser Security-Typ sagte: „Du musst abhauen“. Jon Bon Jovi stand draußen und wartete, um hineinzugehen. Er konnte nicht pissen, während da jemand anderes drin war.

John Tucker: Das Publikum war in dem Jahr definitiv anders, weiblicher. Je näher der Auftritt von Bon Jovi kam, desto größer wurde der Anteil an kreischenden, hohen Stimmen, was man in Donington normalerweise nicht zu hören bekam.

Andy Copping: Bon Jovi schrieben „Donington“ auf ihrem Banner falsch, das stand „Donnington“ mit zwei N.

John Tucker: Das war nicht irgendein Schriftzug auf einem Burger-Van, sondern quer über die ganze Bühne in riesigen Buchstaben. Jeder hätte dafür erschossen werden sollen.

Nachdem das Festival in seinen ersten acht Jahren immer größere Triumphe feierte, schien das Jahr 1988 zur absoluten Krönung zu werden. Die Organisatoren hatten nach mehreren Anfragen endlich Iron Maiden als Headliner an Land gezogen, Kiss und Dave Lee Roth waren weitere A-Listen-Stars und die Opener Helloween und die Thrash-Energiebündel Testament standen für eine neue Metal-Generation. Doch alle Augen waren auf die LA-Heißsporne Guns N’ Roses gerichtet, die im Sommer zuvor ihr Debüt APPETITE FOR DESTRUCTION veröffentlicht hatten und deren Karriere gerade in schwindelerregende Höhen kletterte. Und während ihrer Show wurde das, was ein weiterer Triumph hätte sein sollen, zu einer unvorstellbaren Tragödie.

David Ellefson: Hier eingeladen zu werden, das war die Topliga. Wir begegneten den Guns-N’-
Roses-Jungs zufällig an einer Autobahnraststätte auf dem Weg vom Flughafen Heathrow. Sie
waren nur für diese Show für einen Tag mit der Concorde eingeflogen. Sie waren genauso aufgeregt
wie wir.

John Tucker: Das Publikum war deutlich größer. Vielleicht waren sie für Guns N’ Roses gekommen.

Andy Copping: Offenbar kamen an dem Tag 20.000 Leute, die sich erst vor Ort noch eine Karte kauften.
Beim Download waren es noch nie mehr als 3.000. Ich kam spät an. Alle, die ich kannte, trafen sich immer hinter dem Mischpult, dem einen Fleck, wo man Platz hatte. Doch in jenem Jahr schaffte ich es nicht mal in die Nähe des Mischpults.

John Tucker: Helloween kamen und machten ihr Ding. Dann waren Guns N’ Roses dran. Sie kamen gut an. Zu gut.

https://youtube.com/watch?v=f9eLpbOqzQc

David Ellefson: Guns N’ Roses waren in Topform. Ich weiß noch, wie Slash zu seinem Verstärker
ging, einen Schluck Jack Daniel’s nahm, wieder nach vorne ging und absolut genial war.

John Tucker: Ihr Set war etwas durchwachsen, es beinhaltete viel langsames Material. Und das macht
Sinn – später sagten sie, dass sie versuchten, die Menge zu beruhigen.

David Ellefson: Ich erinnere mich, dass es ein Handgemenge im Publikum gab, als Guns spielten. Sie mussten ihre Show unterbrechen.

John Tucker: Sie sagten mehrmals, das Publikum solle zurückweichen.

Tim Parsons: Die Security sagte, dass da irgendwas los sei, und uns wurde klar, dass da gerade etwas
schiefläuft. Und dann wurde uns so richtig bewusst, dass es wirklich ernst war.

Andy Copping: Es war schrecklich. Die Leute ertranken im Matsch.

David Ellefson: Backstage ging das Gerücht um, dass ein paar Kids während des Sets von Guns N’Roses von der Menge erdrückt worden seien. Und dann hieß es, dass sie gestorben seien.

Tatsächlich waren zwei Fans während des Auftritts von Guns N’ Roses ums Leben gekommen: der 18-jährige Alan Dick und der 20-jährige Landon Siggers.

David Ellefson: Dave [Mustaine, Megadeth-Frontmann] und Chuck [Biehler, Schlagzeuger] mussten ein
Interview im Radio geben und wurden gebeten, nichts davon in der Sendung zu erwähnen: „Sagt kein Wort darüber“.

Tim Parsons: Da war ein besonders fieser Polizist, der davon sprach, die Show abzubrechen. Ich wies ihn darauf hin, dass dasselbe dann wieder passieren würde, nur diesmal mit dem gesamten Publikum, nicht nur einem Teil davon.

David Ellefson: Als nächste Band dran zu sein, war hart. Da ist gerade diese Tragödie passiert und du darfst sie nicht erwähnen. Wir wussten nicht, wie wir dieses Publikum unter Kontrolle bringen sollten. Es ist ein Festival, das ist nicht wirklich unsere Show, und es war unser erstes Mal vor so einer großen Menge. Zum Glück ist Dave wirklich gut in solchen Situationen. Er hat kein Problem damit, eine Show zu unterbrechen, wenn er denkt, dass da irgendjemand im Publikum verletzt werden würde oder dass die Security eingreifen müsse, um jemanden zu schützen.

Andy Copping: Man sollte nicht die Security-Leute vergessen, die an dem Tag in die Menge gehen mussten, um Leute herauszuziehen. Da ging es nicht darum, Crowdsurfer auf den Boden zu holen, sie mussten da rein, um Menschen das Leben zu retten.

John Tucker: Maiden drehten auf, wie sie das überall taten, aber natürlich war der Tag überschattet von dem, was zuvor passiert war.

Andy Copping: Du bist auf ein Festival gegangen, nachdem du dich monatelang darauf gefreut hast. Niemals hättest du dir vorgestellt, dass jemand verletzt wird, geschweige denn getötet. Das ist unbegreiflich.

Tim Parsons: Wir haben so viel aus jenem Jahr gelernt, und das ist jedem Konzert seither zugute gekommen. Nicht nur unserem, auch allen anderen.

Die tragischen Ereignisse von 1988 hinterließen eine Narbe in Donington, die nie mehr ganz verheilen sollte. Die Organisatoren zogen in Erwägung, das Festival komplett zu beenden. Stattdessen beschlossen sie, 1989 auszusetzen, einerseits als Würdigung für Alan Dick und Landon Siggers, andererseits, um sicherzustellen, dass neue Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden konnten, um zu verhindern, dass es jemals wieder zu so einer Katastrophe kommen kann. Als MOR dann am 18. August 1990 wieder stattfand, eröffneten die rapide aufsteigenden Bluesrocker von Thunder.

Tim Parsons: Thunder machten sich mit ihrem Set ihren Namen.

Luke Morley (Gitarrist, Thunder): Spürten wir den Druck? Oh Gott, ja. Doch sobald wir auf die Bühne gingen und Danny [Bowes, Sänger] den Mund aufmachte, wusste ich, dass alles gut werden würde. Das waren die kürzesten 40 Minuten meines Lebens. Wir kamen alle von der Bühne und sagten: „Fuck, das war gut, oder?“

Tim Parsons: Es war das erste Jahr, in dem das Festival live auf Radio 1 übertragen wurde. Ein großer Moment, denn Radio 1 war normalerweise sehr Anti-Rockmusik. [Radio-1-Direktor] Johnny Beerling sagte: „Wenn David Coverdale noch einmal ‚fuck‘ sagt, breche ich die Übertragung ab“.

Andy Copping: Monsters Of Rock hatte Anfang der 90er definitiv einige großartige Bands und Momente. Skid Row waren 1992 überragend. Doch rückblickend betrachtet war das der Anfang vom Ende.

John Tucker: In den letzten Jahren gab es zwei Bühnen – eine für aufstrebende Acts. Das veränderte die
Atmosphäre. Mir gefielen die Zeiten, als man sechs oder sieben Bands auf einer Bühne sah und dann nach Hause fuhr.

Die Musiklandschaft veränderte sich und das Monsters Of Rock tat sich schwer damit. Neuere Stars wie Rage Against The Machine und Nirvana traten nie dort auf (Copping sagt, sie „wollten nicht mit etwas in Verbindung gebracht werden, das Monsters Of Rock hieß“) und die Auswahl an potenziellen Headlinern schrumpfte. Das letzte MOR fand 1996 statt, mit Kiss und Ozzy Osbourne als Co-Headlinern.

Tim Parsons: Fiel es uns schwer, den Schlussstrich zu ziehen? Natürlich. Das MOR bedeutete sehr vielen
Menschen eine ganze Menge.

John Tucker: Es war eine Pilgerfahrt. Man fror, war tropfnass und sagte sich: „Das tu ich mir nie wieder an“. Und dann trottete man Richtung Busparkplatz und sagte: „Wer spielt nächstes Jahr?“

Brian Tatler: Andere Festivals haben diesem viel zu verdanken. Sie kopierten diese Blaupause.

Fish: Das war nicht so straff durchorganisiert wie die Festivals von heute. Es war ein wunderschönes Chaos.

Andy Copping: Ich habe immer gesagt, dass das Download [das erstmals 2003 stattfand] der Bastard des Monsters Of Rock ist. Ohne jeden Zweifel.

Lips: Ich war in einer der Bands, die beim Monsters Of Rock spielten, und das werde ich immer sein. Das kann nicht jeder von sich sagen. Es ist ein Teil der Metal-Geschichte und ich war ein Teil davon.

David Ellefson: Es war das Größte der Großen, das Beste der Besten. Der Name sagt alles: Er ist unheimlich, er ist dämonisch, er beinhaltet das Wort „Rock“.

Dave Hill: Letzten Endes sind wir alle „monsters of rock“.

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