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Gary Clark Jr. im Interview: Ärger im Trump-Land

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Gary Clark Jr. im Interview: Ärger im Trump-Land

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Fremd in der Heimat: ein Gefühl, mit dem Gary Clark Jr. vertraut ist. Wir sprachen mit dem Sänger und Gitarristen aus Texas über Rassismus und Trump – aber auch über Liebe als Antwort, über seine Kinder und musikalische Vorbilder.

Interview: David Numberger

So aufgebracht war Gary Clark Jr. selten zu erleben. „Fuck you, I’m America’s son/This is where I come from“, schreit er im Titelsong seines dritten Albums THIS LAND all denen entgegen, die das anders sehen. Die Schwarze als Menschen zweiter Klasse betrachten – und ihnen am lieb­sten die Polizei auf den Hals hetzen würden. Und davon scheint es im politisch nach Rechts gerückten Amerika von heute gar nicht so we­­nige zu geben – was sich in den letzten Jahren immer wieder schlaglichtartig und auf brutale Weise in den teils tödlichen Gewalttaten, nicht zuletzt vonseiten der Polizei, gegen junge schwarze Männer manifestiert hat.

Im Video zum Song sind spielende Kinder zu sehen, inmitten rassistisch aufgeladener Symbole wie der Konföderierten-Flagge. Ein dunkelhäutiges Mädchen lässt Baumwollblüten durch ihre Finger gleiten.

Doch THIS LAND erschöpft sich nicht in Wut. In ›Feed The Babies‹ beschwört Clark Jr. die verbindende Kraft der Liebe, einen Track hat er für seine beiden Kinder geschrieben, einen für seine Frau, das Model Nicole Trunfio. Doch alles weitere erklärt er uns am besten selbst.

In deinem neuen Song ›This Land‹ singst du gegen Rassismus an. Hattest du in deiner Kindheit und Jugend in Texas mit rassistischen Angriffen zu kämpfen?
Ja, leider hatte ich damit zu tun. Und es passiert wohl sehr viel öfter, als wir gerne zugeben würden. Aber auch in meinem Erwachsenenleben sind Dinge passiert, die es schwerer machen, ein hoffnungsvoller und liebevoller Mensch zu sein. Wenn deine Einstellung nicht erwidert wird, kann das schon ein bisschen schockierend sein.

Bist du je körperlich attackiert worden?
Oh nein, nein, nichts Körperliches, das wird nicht passieren. Aber als Kind wurde man eben herumgeschubst, manche redeten mit mir auf eine Art und Weise, die mir sagen sollte, dass ich nicht auf Augenhöhe mit ihnen sei. Solche Sachen.

Wie bist du damit umgegangen?
Nun, ich habe großartige Eltern, die mir ge­­holfen haben, damit fertig zu werden. Es gibt diesen Spruch: „Sticks and stones may break your bones, but words will never hurt you.“ Und auch wenn Worte dich emotional er­­schüttern, musst du darüber hinweggehen, denn wenn du dich darin verfängst, dann ziehst du dich nur selbst nach unten, indem du das Spiel mitspielst. Mir wurde beigebracht, den Kopf oben zu behalten, weiterzumachen, mich um das zu kümmern, was ich zu tun habe, und mich von niemandem davon abhalten zu lassen.

Du singst: „Paranoid and pissed off/…/Right in the middle of Trump country.“ Hat sich denn der Rassismus, mit dem die Leute im Alltag konfrontiert werden, seit Trumps Wahl verstärkt?
Nun, ich kann nicht für jeden sprechen, ich sehe nur, was ich mit eigenen Augen sehe, aus meiner Perspektive. Aber die Leute sprechen sehr viel mehr darüber, was enttäuschend ist. Deshalb habe ich diesen Song geschrieben, über die Meldungen in den Nachrichten, dass Leute diskriminiert werden. Die ganze Sache mit Colin Kaepernick und der NFL, die ganze Polizeigewalt. Leider sehen wir solche Sachen bis heute in den News. Die Zeile über Trump dient dazu, ein Bild davon zu malen, wie es ist, in Texas zu leben, einem roten Staat (die Farbe der Republikaner, Anm.d.Red.). Als ich das Lied schrieb, sah ich mehr republikanische Fahnen und Symbole als irgendwer sonst, und es war nicht einmal die Zeit der Wahl. Das ist, wo ich bin, es ist kein politisches Sta­tement, es ist Fakt. Ich lebe mitten im Trump-Land.

„Wir bewegen uns nicht rückwärts, dazu sind die Leute zu stark und klug.“

Hast du Angst, dass viele der Dinge, die über Jahrzehnte nicht zuletzt durch die Bürgerrechtsbewegung erkämpft wurden, jetzt verloren gehen könnten?
Nein, nein, absolut nicht. Das wird nicht passieren. Wir bewegen uns nicht rückwärts, dazu sind die Leute zu stark und klug.

Also nur eine schwierige Phase?
Es braucht viel Blut, Schweiß und Tränen. Aber am Ende macht es dich stärker. Die Idee ist: Werdet eins, redet miteinander, arbeitet zusammen. Positiv bleiben und das Beste aus der Situation machen. Wir sollten auch an unsere Kinder denken, ich habe zwei davon, sie verdienen es, sicher und geschützt zu leben und ihre Möglichkeiten zu haben, genau wie jeder andere.

In der Colbert-Show hast du einen zweiten neuen Song vorgestellt: ›Feed The Babies‹. Warum diesen?
Weil er die direkte Fortsetzung von ›This Land‹ ist. Damit wir keine Lieder wie ›This Land‹ mehr schreiben müssen, müssen wir unsere Babys mit den richtigen Ideen füttern, die am besten für alle von uns sind. Liebe ist die Antwort, Liebe ist die Botschaft, wir müssen un­­seren Kleinen beibringen, zu lieben. Leider ist das bei einigen älteren Menschen, die ihnen im Weg stehen, schon zu spät. Also sollten wir den jungen Leuten beibringen, von Hautfarbe, Rasse und Religion abzusehen und jeden so zu akzeptieren, wie er ist. Wir müssen unsere Unterschiede verstehen und unsere Gemeinsamkeiten lieben. Es ist so einfach zu lieben, zumindest geht’s mir so. Das Leben ist hart, man hat Arbeit, Termine, manchmal verliert man dabei das Wesentliche aus den Augen: Liebe, Sicherheit und jedem das Gefühl zu geben, dass er wichtig ist.

›Feed The Babies‹ erinnert an die Soulmusik sozial engagierter Songwriter wie Marvin Gaye oder Curtis Mayfield. Siehst du dich in dieser Tradition?
Das ist das Zeug, mit dem ich aufgewachsen bin. Als Kind hörte ich Marvin Gaye durchs Haus singen, Stevie Wonder, Curtis Mayfield, Sly And The Family Stone, Parliament und Funkadelic. Ich mag diese Musik so sehr, sie steckt in meiner DNA und es fühlt sich vollkommen natürlich an, musikalisch in diese Richtung zu gehen. Und es macht einfach Spaß, einen schönen Soulsong über die Liebe zu singen.

›When I’m Gone‹ hast du für deine Kinder geschrieben, oder?
Ja, ganz klar, das ist für meine Babys. Wenn ich unterwegs bin oder im Studio, sehe ich sie öfter nicht, deshalb wollte ich etwas für sie machen.

Wie alt sind deine Kinder?
Vier und eins, ein Junge und ein Mädchen. Es ist hart, von ihnen getrennt zu sein, aber mei­­ne Frau und ich haben eine Abmachung ge­­troffen: nicht länger als zwei Wochen. Also entweder kommen sie mit mir mit oder ich komme zwischendurch wieder heim. Es ist mir wichtig, jetzt Teil ihres Lebens zu sein, wo sich ihr Bewusstsein entwickelt, wo sie herausfinden, wer sie sind, woher sie kommen, was ihre Community und wer ihre Familie ist. Und es ist definitiv lauter, wenn sie auf Tour dabei sind.

Hat sich dein Songwriting verändert, seit du Vater bist?
Oh ja, ganz sicher. Sonst wäre ich nicht auf Lieder wie ›When I’m Gone‹ oder ›Feed The Babies‹ gekommen. Zuvor war mein Leben viel ich-bezogener, aber wenn zwei kleine Gesichter zu dir hochschauen, was willst du da machen? Der Fokus liegt dann auf ihnen. Das hat mein Leben definitiv verändert, meine Denkweise, mein Schreiben, meine Inspiration, alles.

›Guitar Man‹ ist an deine Frau gerichtet, stimmt’s?
Oh yeah, oh yeah, oh yeah. Die Leute sagen, hinter jedem Mann steht eine stärkere Frau, und ich glaube, das ist wahr. Meine Frau hält alles zusammen und ich bin ihr dafür sehr dankbar. Ohne sie wäre es nicht möglich, das Leben zu führen, das ich führe, wirklich und ganz ehrlich.

Musikalisch ist dein neues Album breit gefächert. Es gibt natürlich Blues und Rock und Soul, aber in ›Feeling Like A Million‹ auch Reggae. Was verbindet dich damit?
Das erste Mal, als ich Bob Marleys LEGEND-Platte gehört habe, hat das mein Leben verändert. Ich dachte sogar daran, mir Dreadlocks wachsen zu lassen. Später hörte ich mir die ganze Reggae-Musik an, machte mich über Rastafari schlau. Die ganze Bewegung, die Kultur, die Leute, das alles hat mich fasziniert. Und auch, dass Liebe die Message war am Ende des Tages.

Als du angefangen hast, wurdest du als Retter des Bluesrock und neuer Jimi Hendrix gefeiert, jetzt hast du drei Alben draußen. An welchem Punkt deiner Karriere siehst du dich?
Oh, es geht mir großartig damit, wo ich gerade bin. Ich habe mehr Liebe und Unterstützung erfahren, als ich mir je erträumt hatte. Zu Beginn spielt man in Bars vor sechs Leuten und muss sechs Dollar unter sich aufteilen. Heute ist das anders, es ist fantastisch und ich kann nicht erwarten, zu sehen, was als nächstes kommt.

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