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Free: Mr. Big – zu Ehren von Andy Fraser

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Free: Mr. Big – zu Ehren von Andy Fraser

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FREE @ PHOTOGRAPH BY GERED MANKOWITZ © BOWSTIR Ltd. 2016Mankowitz (2)Am 16. März 2015 verlor Andy Fraser, Bassist und Songwriter von Free, seinen langen Kampf gegen AIDS und Krebs. Hier ehren ihn seine einstigen Mitstreiter Paul Rodgers und Simon Kirke als das schlagende Herz ihrer Band.

Andy Fraser war der musikalische Dreh- und Angelpunkt von Free. Alle vier Mitglieder kann man als aussergewöhnlich talentiert bezeichnen, doch mit seiner klassischen Ausbildung und der immensen Erfahrung, die bis in die Londoner Clubs Mitte der 60er Jahre zu­­rückreichte, brachte er die Band entscheidend voran. „Andy war ein unfassbarer Musiker“, sagte Simon Kirke kurz nach Frasers Tod. „Als Bassist konnte er locker mit Jack Bruce mithalten. Doch wie Andy sagen würde, wenn er noch bei uns wäre, war er nicht nur ein Bassspieler, sondern generell ein toller Künstler. Er hatte diese unglaubliche Fähigkeit, etwas anzuhören und sofort nachspielen zu können.“

Als Fraser 1972 Free verließ, sah seine Zukunft rosig aus, schließlich war er der Co-Autor ihrer zwei größten Hits, ›All Right Now‹ und ›My Brother Jake‹. Er hatte seine eigene Band Sharks gegründet, die Free sehr ähnlich war und ebenfalls bei Island Records unter Vertrag stand. Chris Spedding spielte hier Paul Kossoffs Rolle, während ein raukehliger Sänger namens Snips (auch bekannt als Steve Parsons) ins Mikro röhrte. Nach einem Autounfall stieg Fraser aber auch hier aus und verschwand praktisch in der Versenkung. Mitte der 70er zog er nach Kalifornien und sein Name tauchte auf Alben von u.a. Rod Stewart, Robert Palmer und anderen auf. Doch im Wesentlichen hörte man Jahre, sogar Jahrzehnte, nichts mehr von ihm. Nicht einmal seine alten Free-Kollegen Paul Rodgers und Simon Kirke.

„Er war ein sehr selbstbewusster, um­­werfender kleiner Typ“, so Kirke heute. „Doch gleichzeitig konnte er auch ziemlich schwierig sein. Da werde ich nichts beschönigen: Er konnte einem richtig auf den Sack gehen. Es muss ziemlich schwierig gewesen sein, als Sohn ge­­mischtrassiger Eltern aufzuwachsen, also entwickelte er diese harte Schale, obwohl er ja nicht besonders groß war. Nach unserer Auflösung 1972 blieben wir nie richtig in Kontakt. Doch er war eine echte musikalische Macht. Ich be­­wunderte ihn, denn er konnte Musik aller möglichen Genres spielen.“

Nach dem endgültigen Aus für Free 1973 feierten Rodgers und Kirke mit Bad Company riesige Erfolge in Amerika. Ich fragte den Bassisten einmal, ob er neidisch auf seine einstigen Bandkollegen sei. „Nein, nein, nein, nein, nein“, stellte er klar. „Nein, niemals! Ganz ehrlich, ich hätte kein Teil davon sein wollen. Und es freut mich sehr für sie, dass sie einen Haufen Geld verdienen. Aber nein, das wäre absolut nichts für mich gewesen. Es gab neue Sachen, die ich tun wollte. Ich musste eben wieder bei Null anfangen.“

Fraser wollte als Solosänger weitermachen, doch mit den immer schneller vorbeiziehenden Jahren gab er diesen Plan auf, erst recht, als bei ihm erst Krebs und dann eine HIV-Erkrankung diagnostiziert wurden. Und selbst dann trat er nicht mit seinen ehemaligen Free-Kumpanen in Kontakt.

„Nachdem Andy nach L.A. gezogen war, sah ich ihn jahrelang nicht mehr“, so Kirke. „Als ich dann mit Ringo Starr un­­terwegs war, kam ich in die Stadt und rief ihn an. Er kam zu unserer Show und Jack Bruce wollte ihn kennenlernen. Doch das Personal vom House Of Blues, wo wir auftraten, wollte Andy nicht reinlassen, weil er Shorts trug! Vor dem Konzert hatte ich ihn aber im Hotel getroffen. Er spielte mir ein paar Songs vor, an denen er gearbeitet und auf denen er jedes Instrument gespielt hatte. Dann erwähnte er ganz nebenbei, dass er HIV-positiv war. Ich hatte keine Ahnung, dass er a) schwul war und b) sich mit dem Virus infiziert hatte. Also sprachen wir nicht wirklich darüber. Ich wünschte ihm alles Gute und umarmte ihn. Als ich dann hörte, dass er gestorben war, kam das ziemlich überraschend. Er war ja so ein Gesundheitsfanatiker und trieb jeden Tag stundenlang Sport. Obwohl ich also von seiner Krankheit wusste, war ich dennoch wirklich überrascht, als ich von seinem Tod erfuhr. Ich wusste nicht, dass es ihm so schlecht ging. Aber so war Andy nun mal. Er ließ nie durchsickern, wie sehr er womöglich litt. Er war ein harter kleiner Kerl.“

Rodgers Beziehung zu ihm war komplizierter. Als Songwriter ein Traumpaar, erwiesen sich die Unterschiede auf zwischenmenschlicher Ebene letztlich doch als unüberwindbar. „Paul und ich haben heutzutage nicht viel Kontakt“, sagte mir Andy 2014. „Wir sind sehr verschiedene Menschen, und wenn wir miteinander sprechen, ist das für uns beide unangenehm.“ Rodgers hat nie geleugnet, dass Frasers Ausstieg bei Free 1972 die Kulmination eines langen Machtkampfes um die musikalische Vorherrschaft innerhalb der Band zwischen den beiden war. Doch er gesteht ein, dass ihn der Tod des Bassisten traurig stimmt: „Weißt du, es fühlt sich für mich so an, als hätte ich Andy nur gekannt, als wir Kinder waren. Den Mann dagegen kannte ich nie wirklich. Ich habe über die Jahre versucht, eine gemeinsame Basis zwischen uns zu finden, aber wir konnten einfach keine Freundschaft mehr aufbauen. Er war ein begnadeter Songwriter und ein begnadeter Bassist, der in seiner Musik für immer weiterleben wird. Ich werde mich immer gerne an ihn erinnern und hoffe, dass er seinen Frieden gefunden hat.“

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