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Flashback 1966: The Beach Boys PET SOUNDS

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Flashback 1966: The Beach Boys PET SOUNDS

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Seinerzeit wurde PET SOUNDS nie so ernst genommen wie Bob Dylans BLONDE ON BLONDE oder REVOLVER von den Beatles. Vielleicht lag es daran, dass die Beach Boys nicht deren Gegenkultur-Coolness hatten, oder auch an dem schlichten, kunstlosen Cover.

Heute jedoch gilt dieses Album nicht nur als ebenbürtig, sondern in manchen Kreisen sogar als überlegen. Zweifellos definierte es gemeinsam mit der ebenfalls bahnbrechenden Single ›Good Vibrations‹, die fünf Monate später folgte, einen äußerst ambitionierten Kurs für die Zukunft des Rock.
Für seinen Komponisten, den so fragilen wie kindlichen Brian Wilson, war es vielleicht ein Quantensprung, doch PET SOUNDS kam keineswegs von ungefähr. Wer den Katalog der Band genauer unter die Lupe nimmt, findet schon auf ›The Lonely Sea‹ vom 1963er Zweitling SURFIN‘ USA oder frühen Balladen wie ›The Warmth Of The Sun‹ und ›In My Room‹ Andeutungen jener opulenten, solipsistischen Traurigkeit.

TODAY! von 1965 wiederum beinhaltete auf der zweiten Seite eine Reihe von Stücken, die ausgeklügelte Harmonien und die Absicht erkennen ließen, reifere Themen als Surfen und Hot Rods wie sonst üblich zu behandeln. PET SOUNDS war jedoch ein Kraftakt komplexer Kreativität, teils orchestrale Ambition, teils Proto-Konzeptalbum. Ein Nervenzusammenbruch auf einem Flug von Los Angeles nach Houston im Dezember 1964 hatte Wilson dazu veranlasst, seine Kräfte statt Touren und Promotion auf unterhaltsamere Tätigkeiten wie Songwriting und das grenzenlose Potenzial des Studios zu konzentrieren.

Seine ersten Erfahrungen mit Marihuana und Halluzinogenen im folgenden Jahr verstärkten diesen Freiheitsdrang nur noch. Und jetzt, wo RUBBER SOUL von den Beatles noch in seinen Ohren hallte und sein Konkurrenzdenken angestachelt worden war, nahm er sich vor, das „großartigste Rockalbum aller Zeiten“ zu machen, wie er seiner Frau Marilyn versprach.


Zwei wichtige Schritte erlaubten es ihm, die Mini-Symphonien in seinem Kopf in eine prachtvolle Realität umzusetzen. Erstens vertraute er dem Werbe- und Songtexter Tony Asher die Aufgabe an, seine Gedanken über verlorene Unschuld und die Unwägbarkeit des Daseins zu übersetzen. Zweitens rekrutierte er die Spitzen-Sessionmusiker The Wrecking Crew, darunter Gitarrist Glen Campbell und Bassist Carol Kaye, die schon an Phil Spectors Wall Of Sound mitgewirkt hatten. Die Aufnahmen leitete der 23-jährige Wilson dann selbst.


Die daraus resultierenden Songs – ›Wouldn‘t It Be Nice‹, ›Don‘t Talk (Put Your Head On My Shoulder‹, ›I‘m Waiting For The Day‹, ›God Only Knows‹, ›I Just Wasn‘t Made For These Times‹ und ›Caroline, No‹ – waren perfekte Miniaturen hymnischer Magie, die mit andächtiger Klarheit die Sorgen und Wünsche eines Heranwachsenden an der Schwelle zum schmerzhaften Erwachsensein zum Ausdruck brachten
Und auch wenn der musikalische Beitrag der anderen Beach Boys hier deutlich geringer ausfiel, war PET SOUNDS doch immer noch ein Triumph mehrstimmiger Gesangsharmonien, der ohne Wilsons Brüder Dennis und Carl, seinen Cousin Mike Love, Al Jardine und Neuzugang Bruce Johnston sicher nicht möglich gewesen wäre. 2012 sagte Love, das Album sei das Werk eines Mannes, „der auf dem Zenit seines Könnens war … so Avantgarde war Pop nie wieder“, womit er zudem sein Image als der Böse in der Band widerlegte.


Und Wilson war noch nicht fertig. PET SOUNDS erreichte nach seiner Veröffentlichung im Mai 1966 zwar nur Platz 10 in den USA, doch jegliche Enttäuschung über diesen relativen Misserfolg verflog im Oktober mit dem Erscheinen von ›Good Vibrations‹. Mit seinen Tonartwechseln und einem kaleidoskopischen Mosaik von Klangfragmenten, die Wilson über acht Monate in diversen Studios erschuf, erweiterte es maßgeblich den Horizont der Rockmusik und stieß Türen auf für alle, die folgten. Es war das epische, euphorische Gegenstück zur glorreichen Melancholie von PET SOUNDS. Nur wie soll man dieses Lied beschreiben? Als die erste Psychedelic-Single? Acid-Bubblegum-Pop? Etwas völlig anderes? In seiner ganz eigenen, verschrobenen Art beantwortete Brian Wilson es selbst, als er gefragt wurde, ob ›Good Vibrations‹ ein bahnbrechendes Beispiel für progressiven Rock gewesen sei. „Ja“, erwiderte er lapidar, „das war es. (PL)

The Beach Boys, PET SOUNDS, CAPITOL RECORDS 16. Mai 1966

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