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Cinderella: Abgeschlossene Achterbahnfahrt

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Cinderella: Abgeschlossene Achterbahnfahrt

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Cinderella PressefotoSchicksalsschläge mussten Cinderella während ihrer Karriere einige wegstecken. Am Ende war es wahrscheinlich einer zu viel…

Mein erster Gedanke war: Jetzt kriegst du die Quittung für das jahrelange Touren und Herumschreien auf der Bühne.“ Ende 1991, mitten während der Begleittournee zu HEARTBREAK STATION, wacht Tom Keifer in seinem Hotelbett auf und merkt, dass seine Stimme weg ist. Nicht belegt, nicht rau, sondern komplett weg. Eine Tragödie für das Aushängeschild von Cinderella, der Band, als deren Gründer und Mastermind er sich seit 1980 bezeichnen kann.

Wie viele Gruppen in den 80ern sprangen auch Cinderella anfangs auf den alles bestimmenden Glam-Zug auf, veröffentlichten Demotapes, wurden schließlich erst von Gene Simmons, dann von Jon Bon Jovi entdeckt und in ihrem Vorhaben bekräftigt, bis sie schließlich 1986 ihr dem Zeitgeist entsprechendes Debüt NIGHT SONGS auf den Markt brachten, einen kraftvollen Erstling, der die Grenzen zwischen Bluesrock und Hair-Metal schon fast bis zur Unkenntlichkeit verwischte. Mit einem Schlag hatten sich Cinderella vom Aschenputtel zur Prinzessin erhoben, füllten große Venues und traten im Vorprogramm von damaligen Ikonen wie Loudness, Poison, David Lee Roth und Bon Jovi auf. 1988 klopfte das haarige Quartett aus Philadelphia ihr Folgewerk auf den Markt: Auf LONG COLD WINTER konzentrierten sich Keifer und Co. bereits verstärkt auf ihre Blueswurzeln und lösten sich von dem übertriebenen Pomp und der bevorzugt glatten Produktion ihrer nächsten Kollegen, eine Vorgehensweise, die sich auf HEARTBREAK STATION von 1990 noch multiplizieren sollte.

Doch dann die Schockdiagnose: „Lähmung der linken Stimmbänder“, erklärten die Ärzte Keifer damals nach langem Hin- und Her und fügten hinzu: „Vielleicht wirst du nie wieder singen können.“ Durch aufwändige Therapien und Stimmtraining schaffte es der Sänger und und bis heute oft unterschätzte Gitarrenvirtuose, seinen Gesang wieder einigermaßen kontrollieren und steuern zu können. Als Folge bastelten Cinderella bis 1994 an ihrem letzten Streich: STILL CLIMBING klang roh und kratzig und legte Zeugnis ab von einer Band, die niemals stillstehen wollte oder konnte. Trotzdem ließen die Verkaufszahlen zu Wünschen übrig und Mercury Records ließ die Truppe fallen wie heiße Kartoffeln. Auch wenn sich Cinderella seitdem nicht offiziell aufgelöst haben und immer noch ab und an zusammen tourten, ist dieses Kapitel für Tom Keifer heute leider abgeschlossen. Doch ob­­wohl er sich seit langer Zeit intensiv auf seine Solokarriere konzentriert und nur ungern zurückblickt, sprach er mit CLASSIC ROCK in nüchternem Ton über die zweite und immerwährende Seele, die bis an sein Lebensende – ach! – in seiner Brust wohnen wird.

Lass uns gleich direkt in die Materie reinhüpfen: Was waren deine zwei schönsten Momente mit Cinderella?
Hm, die zwei schönsten. (lacht) Lass mich nachdenken. Ich glaube, ich wähle da eine Studio- und eine Live-Erfahrung. Also, es zählt sicherlich zu den Highlights, wie wir unsere erste Platte aufgenommen haben und mit einem Produzenten wie Andy Johns zusammenzuarbeiten. Ich meine, du weißt schon, der Mann hat Led Zeppelin und die Stones und Steve Marriott produziert, das war einfach ein un­­fassbarer Start, von jemandem dieses Kalibers lernen zu dürfen. Was die Live-Shows betrifft, muss ich immer wieder das „Moscow Music Peace“-Festival erwähnen. Wir hatten schon so viele tolle Konzerte, aber dieser Auftritt war wirklich besonders, ich denke, das würden dir alle der Bands bestätigen, die dort gespielt haben.

Ich habe mir gerade erst wieder die Videos vom Festival angesehen. Fühltest du damals, dass hier gerade etwas Geschichtsträchtiges geschieht?
Ich denke nicht, dass irgendwer von uns wusste, was er von dem Trip nach Russland zu erwarten hatte. Zumindest hatten wir keine Ahnung, wie gut die Menschen unsere Sachen dort kannten. Und was ich von diesem Gig mitnahm: Die Musik überwindet irgendwie alle Probleme. Als wir auf die Bühne gingen, stellte sich heraus, dass die Leute Cinderella sehr wohl kannten. Es war total cool, dass die Musik sogar in solche Sphären vordringen konnte, von denen uns ge­­sagt wurde, dass es vielleicht nicht so sein würde. (lacht) Das war toll.

Was waren deine zwei schlimmsten Momente mit Cinderella?
Puh, ich weiß nicht. Na ja, schau, das Schlimmste war natürlich, als ich eines Tages aufwachte und meine Stimme plötzlich weg war. Ich habe darüber schon viel mit der Presse gesprochen, um eine lange Ge­­schichte abzukürzen: Es handelte sich um eine neurologische, einseitige Lähmung meiner Stimmbänder und mir wurde gesagt, ich könne nie wieder singen. Das war gegen Ende der HEARTBREAK STATION-Tour und wir waren gerade wirklich am Höhepunkt unseres Flows: Die Platte wurde super von den Kritikern aufgenommen, wir spielten Headliner-Shows und generell war ich einfach sehr stolz auf das Album und habe viel hineingesteckt. Dann gingen wir touren und meine Stimme war einfach futsch, das war quasi der tiefste Tiefpunkt. Und etwas Schlimmeres fällt mir nicht ein, deswegen gibt es kein zweites Erlebnis. (lacht)

Damals in den 80ern habt ihr ja verglichen zu späteren Platten musikalisch, aber auch optisch eher im klassischen Glam-Stil angefangen. Wurdet ihr in diese Richtung gedrängt oder war das freiwillig?
Nein, wir wurden überhaupt nicht ge­­drängt. Viele Bands, die damals von der Glam-Ära der 70er beeinflusst waren, liefen so rum. Denn genau so, wie du dir musikalische Vorbilder suchst, hast du natürlich auch optische Idole. Und in den 80ern versuchte irgendwie jeder, diese 70er-Jahre-Vorlagen nochmal auf ein anderes Level zu heben. Außerdem spielte MTV eine wichtige Rolle, wir waren die erste Generation, die ständig eine Kamera vor der Nase hatte, deswegen war das Visuelle so wichtig geworden und wohl auch deshalb ist diese Dekade am Ende völlig überzogen in sich zusammengebrochen. Vielleicht wur­de das anderen Bands oder Newcomern durchaus ein wenig aufdiktiert, aber wir bewegten uns schon in diese Richtung, bevor wir einen Plattenvertrag hatten. Und dann wechselten wir die eingeschlagene Richtung später eben wieder, weil wir das Gefühl hatten, dass das Schiff dabei war in Klischee-Fahrwasser zu geraten (lacht). Deswegen gab es auf LONG COLD WINTER einfach nur ein Schwarzweißfoto zu sehen und uns, ein bisschen weniger extravagant angezogen, was jedoch auch von uns selbst ausging. Und ich denke, wenn du dir Künstler aus dieser Glam-Ära an­­siehst: In diesen paar Minuten auf der Bühne mochten sie vielleicht so aussehen, aber später liefen sie dann die Straße in zerrissenen Jeans und einem Shirt entlang, weißt du. (lacht) Klar, damals hat man sich so angezogen, ich meine, es gibt zwar Fotos von den verschiedensten Styles aus dieser Zeit, aber die krassen Glam-Outfits haben sich irgendwie im Bewusstsein der Leute festgesetzt.

Also kamen alle Veränderungen ganz natürlich, musikalisch wie auch optisch?
Ja, du wächst, weißt du. Du wirst älter, du sammelst Er­­fahrungen…

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