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Chris Jagger – MIXING UP THE MEDICINE

Absolut stilsicher: Chris Jagger lotet konsequent 50s-Jazz und Rhythm’n’Blues aus

Eine durch eine Pandemie verursachte weltweite Krise mit Lockdowns und allem Pipapo birgt auch Chancen, Chris Jagger verstand es, diese zu nutzen. Nicht nur, dass er eine schon vor Dekaden begonnene Biografie endlich fertigstellte, Micks jüngerer Bruder nahm auch ein neues Solowerk auf. Da durfte dann auch ein ziemlich intimer Song an das weltberühmte Bruderherz, das wie ein Weill’sches Couplet von Streichern umflorte ›Hey Brother‹, nicht fehlen – übrigens die einzige Ballade im 10-Song-Kanon von MIXING UP THE MEDICINE.

Entstanden sowohl in einem Tonstudio im Süden Londons, in Chris Jaggers Bauernhaus in der Nähe von Glastonbury und auch online, wenn staatliche Lockdown-Verhängungen sich rigider zeigten. Als Co-Partner fungierte Pianist Charlie Hart, Jaggers langjähriger Wegbegleiter sowohl bei seinen Soloexkursionen als auch in Band Atcha. Unter der Ägide von Produzentenikone John Porter (u. a. Roxy Music, The Smiths, Buddy Guy, B. B. King, Elvis Costello) trugen auch Olly Blanchflower am Doppelbass, Atcha-Bandkollege Dylan Howe an den Drums, Gitarrist Neil Hubbard (Bryan Ferry, Joe Cocker), das Blechbläserduo Nick Payn und Frank Mead sowie auch Mick himself im Background zum Gelingen bei.

MIXING UP THE MEDICINE, dessen Titel sich einer Zeile von Bob Dylans Songklassiker ›Subterranean Homesick Blues‹ entlehnt, vermittelt dabei eine stets absolut stilsichere Atmosphäre, als wäre die Platte in den US-Südstaaten in den 50ern entstanden: ›Merry Go Round‹, ›Loves Around The Corner‹, ›Happy As A Lamb‹, ›Wee Wee Tailor‹ und ›A Love Like This‹ oszillieren allesamt hochwertig zwischen Jazz und Rhythm’n’Blues, trefflich getragen von Chris’ voluminös gereiftem Stimmtimbre, das mitunter gar an den viel zu früh verstorbenen Stones- und Blues-Mentor Alexis Korner erinnert.

›Loves Horn‹ darf getrost das Prädikat vollerblühter Shanty tragen. Der Opener ›Anyone Seen My Heart‹ trägt ebenso Züge von Blue Beat als auch von Geno Washington und Jackie Wilson. Im finalen ›Too Many Cockerels‹, eine treffliche Cajun-Hommage mit dominanter Blues-Mundharmonika, gackern tatsächlich im Hintergrund Jaggers Hühner. Tja, und das ebenfalls stark 50ies-Jazz und -R’n’B verhaftete ›Talking To Myself‹ lieferte den Titel zu Chris Jaggers parallel erscheinender Autobiografie.

9 von 10 Punkten

Chris Jagger, MIXING UP THE MEDICINE, BMG RIGHTS MANAGEMENT/WARNER

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