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Canned Heat: Die Geschichte von der blinden Eule & dem Bär

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Canned Heat: Die Geschichte von der blinden Eule & dem Bär

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Die beiden hatten zwar den Ehrgeiz, die Ideen und die Plattensammlung, aber es dauerte eine Weile, bis sie die Band zum Laufen brachten. In ihrer ersten Inkarnation waren Canned Heat eine bluesige Jug-Band. Nur leider wollte 1965 in Kalifornien niemand eine bluesige Jug-Band hören. „In unserem ersten Jahr arbeiteten wir ganze drei Wochen. Wir bekamen einen Gig, spielten drei Tage lang und wurden gefeuert“, sagte Alan Wilson 1968 zu einem Journalisten. „Weil wir keine Jukebox waren“, fügte Hite hinzu.

Ihre Schwierigkeiten setzten sich im Studio fort. Sie nahmen 1966 mit Produzent Johnny Otis einige Bluesnummern auf, darunter ›Rollin‘ And Tumblin’‹ von Muddy Waters und Willie Dixons ›Spoonful‹ sowie zwei ihrer eigenen Stücke, doch die wurden auf Eis gelegt und erschienen letztlich 1970 auf dem Album VINTAGE).
Es dauerte eine Weile, bis sich das Line-up um Hite und Wilson bildete. Erst als sie Ende 1965 Gitarrist Henry Vestine ins Boot holten, kamen die Dinge ins Rollen. Vestine war der Sohn eines NASA-Wissenschaftlers, ein Typ aus dem Mittelstand, der mit Bikern ab-hing – was man an seinen dreckigen Klamotten und seinem Drogenkonsum sah. Er war ein Mistkerl von so epischem Ausmaß, dass er sogar von Frank Zappa aus den Mothers Of Invention rausgeworfen wurde. Zappa nahm selber keine Drogen, aber tolerierte die chemischen Laster seiner Mitmusiker. Vestines Missbrauch allerdings war einfach nur absurd.

Zappas Verlust erwies sich als Gewinn für Canned Heat. Groß, blond und permanent stoned, bekam Vestine den Spitznamen „The Sunflower“, weil er beim Spielen stets wankte. Wilson stellte ihn ein, nachdem er gesehen hatte, wie er in einer Surf-Bar ein paar Instrumentals dargeboten hatte, darunter einen halbstündigen Jam von John-Lee-Hooker-Stücken. Wie seine neuen Bandkollegen war auch Vestine ein eingefleischter Bluesologe mit einer ausladenden Plattensammlung.

Nur kurzfristig an Bord war der zukünftige Heart-Bassist Mark Andes, der damals bei Spirit war. Er war Canned Heat von Barry Hansen vorgestellt worden und spielte mit ihnen beim „Human Be-In“ – einem berüchtigten Gig/Profi-LSD-Happening in San Francisco 1967. „Mein Blues-Diplom habe ich von diesen Jungs bekommen: Alan, Bob, Henry Vestine, dem ersten Schlagzeuger Frank Cook“, sagt Andes heute. „Wir spielten viel Blues in F-Dur, Henrys Lieblings-Tonart. Ich fand sie alle sehr fleißig, im Gegensatz zu ihrem späteren Image. Sie nahmen allerdings wirklich unglaublich viele Drogen…“

Von 1966 bis zu ihrer ersten Auflösung 1973 war Skip Taylor der Manager von Canned Heat und Produzent ihrer besten Alben. Zum ersten Mal sah er sie Ende 1965 bei der Party einer Studentenverbindung an der UCLA. Damals arbeitete er für die William Morris Agency, ein Schwergewicht in der Entertainment-Industrie, und vertrat Klienten wie die Rolling Stones und Beach Boys.

„Ich kam zu dieser Party und die Doors spielten gerade“, erinnert sich Taylor heute. „Damals war Jim Morrison noch so schüchtern, dass er sich im Dunkeln versteckte und die Texte rezitierte. Die Doors waren gepflegt, trugen Frackhemden und hatten schicke Frisuren. Dann schlenderten Canned Heat daher in ihren dreckigen, ölbefleckten Arbeiterklamotten und schmutzigen Stiefeln, und fingen an, Blues zu spielen. Diese UCLA-Kids hatten keine Ahnung, was da passierte. Wahrscheinlich hatten sie noch nie Blues gehört, also gingen ihnen die Kinnladen runter. Sie waren total perplex.“

Taylor war beeindruckt und bemühte sich um beide Bands. 1966 fädelte er für die Doors einen Deal mit Elektra ein, verpasste aber die Chance, auch der Manager von Jim & Co. zu werden. Stattdessen setzte er auf Canned Heat – nachdem er bei der Morris Agency rausgeflogen war, weil er seinen Schreibtisch vernachlässigt und zu viele Drogen genommen hatte.

„Mein Partner John Hartmann und ich nahmen sie zu allen Labels in der Stadt mit, um einen Vertrag zu bekommen, aber niemand biss an. Aus Verzweiflung ließ ich haufenweise Aufkleber mit ihrem Namen drucken, die wir dann auf jedes Auto auf jedem Büroparkplatz in L.A. klebten. Das war ein Geniestreich. Die Leute fingen an, sich zu fragen: ‚Was ist Canned Heat?’“

Singer/Songwriter Jackie DeShannon war es schließlich, der den Wendepunkt für Taylor und seine neuen Schützlinge herbeiführen sollte. Er sah sie in einem Club spielen und überredete Al Bennett, den Präsident von Liberty Records, sie zu signen. Taylors egomanischer Geschäftssinn brachte Bennett dazu, ihnen sehr großzügige Konditionen anzubieten: Canned Heat sollten 50 % von ihren Tantiemen erhalten.

Viel von diesem Geld wurde in Drogen investiert – schon von Anfang an waren alle in der Band begeisterte Konsumenten. Der temperamentvolle Hite mietete eine Villa in den Hollywood Hills, in der Elvis Presley gewohnt und einige seiner Filme gedreht hatte. Ausufernde Partys waren dort an der Tagesordnung, inklusive reichlich Rauschmitteln und Frauen für alle.

Nach ein paar Monaten zog Hite mit der Band in ein anderes Haus am Topanga Canyon Boulevard, unweit von der Elysium-Kommune, wo Nacktheit und freie Liebe auf dem Programm standen. Elysium, bekannt für den kriminellen Sektenführer Charles Manson und seine Anhänger, war ein Magnet für die boomende Hippie-Bewegung. Canned Heat fanden großen Gefallen an der Country-Club-für-Künstler-Atmosphäre, die dort herrschte. Doch ihre Liebe zum Hedonismus stand im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Imagepflege – vor allem Vestine war offenbar permanent von Motoröl bedeckt. Vom Dandy-Stil ihrer psychedelischen Zeitgenossen waren sie meilenweit entfernt.
„Keiner von ihnen kümmerte sich um Kleidung oder Körperpflege“, erinnert sich Barry Hansen, einst Roadie der Band. „Sie gingen einfach in ihren Straßenklamotten auf die Bühne. Irgendjemand bei Liberty schlug vor, sie sollten Overalls tragen, weil er dachte, dass man sowas im Delta trägt. Also zogen sie bei ihrem ersten Auftritt in der Bay Area Overalls an. Teil meines Jobs war es, einen Waschsalon zu finden, um sie zu waschen. Die schwarzen Blueser trugen bei ihren Konzerten natürlich ihre besten Sonntagssachen…“

Im Juni 1967 traten Canned Heat beim Monterey Pop Festival auf. Dieses bahnbrechende Event auf einem Rummelplatz im Süden von San Francisco brachte die besten Bands von beiden Seiten des Atlantiks zusammen, u.a. The Who, Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Mamas & The Papas.

Für Canned Heat wurde es zum Wendepunkt. Sie eröffneten am zweiten Tag und spielten Stücke aus ihrem noch unveröffentlichten Debütalbum, darunter Covers von ›Rollin‘ And Tumblin’‹, ›Dust My Broom‹ und ›Bullfrog Blues‹. Ein euphorischer Auftritt, der den Geist des gesamten Festivals einfing. Die Zeitschrift „Down Beat“ war begeistert: „In Al Wilson haben sie den besten Gitarristen und Mundharmonika-Spieler der Welt“.

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1 Kommentar

  1. Hallo Max,
    mit Interesse habe ich Deine Ausführungen zu Canned Heat gelesen.
    Vieles davon ist wohl wahr, z. B. die Meinung, das man die Leistung der Band neu zu bewerten hat. Sie spielt bis heute eine spezielle Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen, die unverkennbar ist.
    Auf der anderen Seite lässt Du Dich aber meines Erachtens zu sehr davon leiten, eine reißerische Reportage abzuliefern. Äußerungen wie die, dass man der Band Latzhosen verpasst habe, damit ihr schäbiges Äußeres nicht so auffalle (z. B. Henry wegen angeblicher Ölflecken oder Bob und Alan wegen verschmutzter Kleidung) sind einfach an den Haaren herbeigezogen und reduzieren die Band auf eine Ansammlung dreckiger Raufbolde.
    Das hat die Band nicht verdient!
    Sicher, sie sind oft in ihren Alltagsklamotten aufgetreten, so wie viele andere Bands auch, das kann man in unzähligen alten Clips sehen, aber, wie sagte Bob: „My mother grew up a clean son.“
    Der „Bär“ und die „blinde Eule“ brachten Musiker dazu, wieder ihren eigenen Stil zu spielen, z. B. Son House ,respektierten Rechte an Veröffentlichungen, bevor sie ein Cover herausbrachten, und vieles mehr.
    Bitte achte bei Deinen Beschreibungen mehr auf Fakten als auf vielleicht gern gelesene Überschriften, die nur Leser sammeln sollen.
    Vielen Dank für Dein Verständnis.

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