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Kiefer Sutherland: Drei Akkorde und die Wahrheit

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Kiefer Sutherland: Drei Akkorde und die Wahrheit

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Kiefer Sutherland_kuenster_monsterpics_IMG_5495Kiefer Sutherland ist ein Mann mit vielen Talenten, die er nach und nach mit der Öffentlichkeit teilt…

Seit über 30 Jahren gehört der Kanadier zu den pro­filiertesten Schauspielern Hollywoods, mit Filmen wie „Eine Frage der Ehre“, „Young Guns“, „The Lost Boys“, „Die Jury“, „Flatliners“, „Melancholia“ oder „For­saken“, dazu die TV-Serien „24“ oder aktuell „De­­signated Survivor“ auf Netflix, die er auch selbst produziert. Weniger bekannt ist, dass sich der Pferdenarr in den 90ern ein „Zubrot“ als Rodeoreiter verdiente. Vor drei Jahren überraschte der Sohn des Mimen Donald Sutherland seine Fans auch als Musiker – ebenfalls erfolgreich mit erdigem Sound zwischen Country und Rock. Dem Debütalbum DOWN IN A HOLE lässt Kiefer als Songwriter und Texter jetzt das zweite Werk RECKLESS & ME folgen, mit neuen Songs wie ›Open Road‹, ›This Is How It’s Done‹ und ›Song For A Daughter‹. Wir trafen das 52- jährige Multitalent in München zum Interview. 

Kiefer, was hat es mit dem Albumtitel RECKLESS & ME auf sich?
Das Ganze fing an mit einem Song über mein Pferd, das Reckless heißt. Mit ihm habe ich in den 90ern ganz erfolgreich einige Rodeos bestritten. Während des Songwritings war mir plötzlich nicht mehr ganz klar, ob ich hier nun wirklich über mein Pferd schreibe oder doch eher über mich selbst. Es gab bei mir ja schon einige Momente, in denen ich ziemlich „reckless“ gewesen bin, rücksichtslos, leichtsinnig, draufgängerisch. Ich hatte in meinem Leben oft mit mir selbst zu kämpfen. Um mich immer wieder da­­ran zu erinnern, ließ ich mir „Reckless“ auf den Unterarm tätowieren. Jedenfalls wurde am Ende der Song ›Reckless & Me‹ daraus. Ich fand gut, dass man den Text in mehrere Richtungen interpretieren kann. Deshalb entschied ich mich, das Album danach zu benennen.

Wie kamst du bitte zum Rodeo?
Das war während eines Karrieretiefs als Schauspieler. Ich bekam zu jener Zeit nur beschissene Rollen angeboten und suchte mir eine Nebenbeschäftigung. Ich bin sechs Jahre lang aktiv Rodeo ge­­ritten und habe mir dabei jeden einzelnen Finger gebrochen. 1993 wurde ich Profi, war bei Turnieren überall in Amerika und habe auch einige Trophäen gewonnen. 

Zurück zur Musik. Bob Dylan und Johnny Cash sollen zu deinen großen Vorbildern gehören. 
Ja. Sie haben großen Einfluss auf mich gehabt, schon von kleinauf habe ich ihre Musik gehört. Besonders das Dylan-Album NASHVILLE SKYLINE, an dem Johnny Cash maßgeblich be­­teiligt war. Bob wohnte während der Aufnahmen bei Johnny Cash im Haus und Cash nannte ihn den größten Songwriter unserer Zeit. Die beiden haben sich gegenseitig bewundert. Was ich an alten Countryhelden wie Johnny Cash, Hank Williams, Merle Haggard und Waylon Jennings liebe, ist, dass sie oft über sich selbst schrieben und zwar auf schonungslos ehrliche Art und Weise. Es ging ums Trinken, den Knast, das Leben. Nichts wurde beschönigt. Ihre Storys haben mir oft Trost gespendet, wenn ich mal wieder zuviel getrunken hatte, mich einsam fühlte und es mir, warum auch immer, nicht gut ging. Countrymusik – das bedeutet drei Akkorde und die Wahrheit! So will ich es auch halten. 

Dieser Sound hat eine ganz besondere Wirkung. 
Countrysongs zu hören oder zu singen, ist wie zum Psychiater gehen, nur nicht so teuer!

Wie kamst du als Schauspieler zur Musik?
Alles begann 2002, als ich mit einem Kumpel namens Jude Cole ein kleines Label namens Ironworks gründete, auf dem wir einige Platten anderer Sänger veröffentlichten. In den letzten 15 Jahren habe ich immer wieder Songs ge­­schrieben, allerdings nie für mich selbst, sondern für andere Künstler. Ich wollte kein eigenes Album machen, denn ich war mir der Vorurteile bewusst, die es bezüglich Schauspielern gibt, die plötzlich meinen, auch singen zu müssen. Irgendwann habe ich dann angefangen, mit Freunden in Bars zu spielen. Dabei gab es eine Regel: Die Bars mussten mindestens 50 Meilen außerhalb von Los Angeles liegen, da­­mit ich sicher sein konnte, dass keine Musikkritiker da waren (lacht). Einmal kam Jude vorbei, um uns zu hören. Er meinte, dass ihm drei meiner Lieder besonders gut gefallen und ich sie im Studio aufnehmen solle. Meine erste Reaktion war: nein! Dann nahmen wir einige Drinks und als er mich nochmal fragte, sagte ich: okay!

Deine raue Stimme passt hervorragend zu deinem Sound. 
Danke. Meine Stimme verdanke ich Whisky, Zigaretten und der Zeit. Ich denke, man hört ihr an, dass ich in meinem Leben schon so einiges mitgemacht habe (hustet).

Du bist als Musiker viel auf Tour, nimmst die Sache ernst. Erinnert dich das Performen auf der Bühne an Theaterarbeit? Beim Filmdreh hast du ja kein Publikum…
Publikum ist die einzige Gemeinsamkeit von Musik und Theater. Auf der Theaterbühne spiele ich eine Rolle und spreche einen fremden Text. Beim Theater muss man sich streng an Re­­geln und Abläufe halten, die Zuschauer müssen sitzenbleiben. Als Musiker möchte ich, dass die Fans tanzen. Da bin ich viel freier und spiele auch keine Rolle, sondern bin ich selbst. Als Musiker kann ich durch meine Songs Seele zeigen. 

Als Filmstar hast du sicher auch Kontakt zu berühmten Musikerkollegen. Holst du dir da manchmal Tipps?
Ich kenne zwangsläufig den einen oder anderen berühmten Rockstar, Slash etwa, ein cooler, netter Kerl. Aber über meine Musik spreche ich nur mit meiner Band und meinem Produzenten. Ich will niemand anderen damit belästigen.
 
Aber es gibt sicher Musiker, die du bewunderst.
Ganz besonders Eric Clapton. Mit ihm habe ich eine irre Story erlebt. Es war Ende der 80er. Ich hatte gerade den Western „Young Guns“ mit Charlie Sheen und Emilio Estevez abgedreht und war in Europa, um Werbung dafür zu machen. Das Filmposter hatte ein Starfotograf namens Terry O’Neill angefertigt. Mit ihm war ich in London zum Essen verabredet – und plötzlich stieß Eric Clapton dazu, mit dem Terry gut befreundet ist. Ich traute meinen Augen kaum. Irgendwann fragte mich Eric, ob ich noch auf ein cooles Konzert gehen wolle. Ich sagte, na klar. Wir fuhren zur Royal Albert Hall, direkt zum Backstagebereich. Wir gingen hinter die Bühne und unterhielten uns weiter. Ich dachte mir nichts weiter. Plötzlich kam ein Roadie auf Eric zu, hängte ihm eine Gitarre um und fragte: ,Are you ready?‘ Eric antwortete: ,yes‘ – es war sein eigenes Konzert! Er hatte das mit keiner Silbe erwähnt (lacht). Eine coolere Geschichte werde ich in meinem Leben wohl nicht mehr erleben. Eric Clapton is one badass motherfucker… 

Eines hast du übrigens mit Eric Clapton gemein: Es heißt, du wäschst deine Wäsche auch selbst… 
Das stimmt. Ich mache das nicht gern, aber ich mache es. In Köln war ich an einem Day-off sogar mal in einem Waschsalon. Meine Freunde glauben immer noch, das Rockstarleben auf Tour sei total glamourös, aber ganz ehrlich, das Gegenteil ist der Fall. Und trotzdem macht es mir großen Spaß.

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