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Das letzte Wort: Roger Daltrey im Interview

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Das letzte Wort: Roger Daltrey im Interview

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Roger Daltrey The Who

Roger Harry Daltrey baute sich seine erste Gitarre mit seinen eigenen Händen. Er war Blechschlosser, spielte Franz Liszt auf der großen Leinwand, betrieb eine Forellenzucht und ist die treibende Kraft hinter der Wohltätigkeitsorganisation Teenage Cancer Trust. Zusätzlich zu einer respektablen Solokarriere ist er der Frontmann von The Who, bei de­­nen er seit über einem halben Jahrhundert Pete Townshends Worte interpretiert, während er versucht, in einer der streitfreudigsten Bands der Rockgeschichte den Frieden zu bewahren.

Glaubst oder hast du jemals an Gott ge­­glaubt?
In die Kirche gehen und im Chor singen war ein Teil meines Leben, also habe ich wohl mal an ihn geglaubt, aber heute tue ich das nicht mehr.

Wie hat es sich auf dein Leben ausgewirkt, auf eine „grammar school“ (in etwa äquivalent zum deutschen Gymnasium) zu gehen?
Erschütternd gut. (lacht) Es hat mein Leben die Entwicklung nehmen lassen, die es genommen hat, aber es war eine entsetzliche Erfahrung und ich habe damals jeden Moment davon gehasst. Ich hatte nichts mit irgendjemand gemeinsam. Wenn du auf so einer Schule ankommst, wirst du vom Klassensystem ununterbrochen gewatscht und gleichzeitig in die Eier getreten.

Was denkst du ist die größte falsche Vorstellung, die Leute von dir haben?
Keine Ahnung, das interessiert mich einen Scheißdreck. Jeder hat seine eigene Meinung und hat ein Recht darauf.

Wie fühltest du dich, als du 1965 bei The Who gefeuert wurdest?
Ich wusste, dass wir eine fantastische Chemie zwischen uns hatten, aber alles ging den Bach runter, weil sie sich ständig diese Pillen einwerfen mussten. Es musste sich was ändern, also sagte ich: „Entweder hört ihr auf, Drogen zu nehmen, oder es ist aus mit der Band.“ Ich versuchte, einen Haufen Genies so gut spielen zu lassen, wie sie es wirklich konnten, nicht wie ein paar verdammte Schimpansen. Die Fahrt nach Hause war sehr schweigsam. Niemand sprach mit mir. Dann erhielt ich eine Nachricht aus dem Büro: „Sie werden nicht mehr mit dir zusammenarbeiten, Roger. Du bist nicht mehr in der Band.“ Zwei Tage lang dachte ich dann: Oh fuck, was habe ich getan? Und dann dachte ich: Scheiß drauf. Ich habe diese Band gegründet, also gründe ich einfach eine neue. Und das hätte ich auch getan.

Was kannst du, das niemand sonst kann?
Mich im Spiegel sehen, der zurückblickt.


„Es musste sich was ändern, also sagte ich: ‚Entweder hört ihr auf, Drogen zu nehmen, oder es ist aus mit der Band.’“ 

Haben The Who aufgrund oder trotz des Managements durch Kit Lambert und Chris Stamp durchgehalten?
Aufgrund ihres Managements. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft. In ihrer kreativen Vision für The Who waren sie genial. Es war unglaublich schmerzhaft, uns von Kit und Chris trennen zu müssen. Ich wollte das nie, sondern nur, dass sie sich im Hintergrund halten und kreativ sind, statt unsere geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln.

Was bereust du am meisten?
Ich bereue nichts. Das kann ich nicht. Ich habe schlimme Fehler gemacht, aber ich bereue nichts davon, weil sie mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.

Was war der Tiefpunkt deiner Karriere?
Als Pete [2003] verhaftet wurde. Ich wusste nicht nur, dass das überhaupt nicht Petes Charakter entsprach, mir taten auch alle leid, die davon betroffen waren. Ich weiß, wie sich das auf meine Familie auswirkte und dachte an seine Familie und die Menschen, die ihn lieben. Das war für uns alle eine unglaublich schmerzhafte Zeit.

Was war das Schlimmste, das Regisseur Ken Russell von dir verlangte?
An einer Klippe in 150 Metern Höhe zu hängen für das Ende von „Tommy“. Ich trug Jeans, keine Schuhe, kein Hemd, ich zitterte und hörte: „Halt durch, Roger, wir warten nur auf das Licht.“

Was war deine größte Geldverschwendung?
Autos. Sie sind nur Blechklumpen. Wir stehen alle im selben Stau, wen kratzt es also, was du fährst? Aber wenn du dieses jugendliche Ego hast, willst du Ferraris.

Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen Ehe im Rock’n’Roll?
Eine gute Frau, die das Geschäft versteht. Das tat sie, und wir sind seit 50 Jahren zusammen. Ich habe sie nie angelogen. Gleich zu Beginn sagte ich, ich würde nie ein normaler Ehemann sein, und das akzeptierte sie. Und weil sie das akzeptierte, war ich nicht annähernd so ein Schwerenöter, wie ich es hätte sein können.

Du hast mal gesagt, dass Keith Moon „wusste, welche Knöpfe er drücken musste“, John Entwistle habe eine „sehr gehässige Ader“ gehabt, und dass eine Unterhaltung mit Pete sei wie „ein Gang durch ein Minenfeld in Clown-Schuhen“. Warum liebst du diese Menschen also?
Weil sie meine Kumpels waren und ich ihr musikalisches Talent erkannte. Sie waren genial. Das Tolle an ihnen war, dass wir uns gegenseitig anstachelten. Darum ging es immer.

Worauf bist du in deinem Leben am stolzesten?
Das ist leicht: Meine Familie, The Who, und dass ich es geschafft habe, dass der Teenage Cancer Trust auch in Amerika für seine Arbeit anerkannt wurde. Das treibt mich heute mindestens genauso an, wie es The Who jemals taten.

Was wird auf deinem Grabstein stehen?
„Starb und ging nie zu Harrod’s.“ (lacht) John Entwistle wohnte praktisch bei Harrod’s. Er bestellte egal was, nur damit er seinen Nachbarn damit beeindrucken konnte, dass ihr Lieferwagen vor dem Haus stand.

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