0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Titelstory: Thin Lizzy – Warten auf ein Alibi…

-

Titelstory: Thin Lizzy – Warten auf ein Alibi…

- Advertisement -

Phil Lynott liveHarry Doherty, der Thin Lizzy auf Tour begleitete und über die Jahre viele Interviews mit ihnen führte, berichtet über das letzte Jahr im Leben des Phil Lynott. Eine in fast jeder Hinsicht aussichtlose Zeit, doch Lynott hoffte bis zum Ende auf ein Anknüpfen an den Ruhm vergangener Tage.

Als der Anruf kam, dass Phil Lynott gestorben war, waren Thin-Lizzy-Fans weltweit schockiert und am Boden zerstört. „Phil Lynott“ und „tot“ waren Worte, die man sich nicht im selben Satz vorstellen konnte. Zwar musste man schon seit Jahren damit rechnen, doch niemand – nicht die Fans, Freunde, Band, das Management oder die Plattenfirma – konnten glauben, dass er dem Unvermeidlichen tatsächlich zum Opfer gefallen war.

Es war allgemein bekannt, dass Phils Karriere nach Thin Lizzy entgleist war, und seine Abhängigkeit von Drogen – vielen Drogen – war wenig hilfreich. Seine Band Grand Slam war zum Erliegen gekommen, sein Privatleben wurde ebenso öffentlich seziert – oft vor Gericht – wie der Zerfall seiner Ehe. All das trug zu seinem seelischen Absturz bei, obwohl die Nachricht eines Solo-Plattenvertrags etwas Hoffnung verhieß. Doch Phil war kein Mensch, der sich selbst zu helfen wusste.

Schon einige Zeit vorher hatten die Probleme begonnen, als das Feiern bei den BLACK ROSE-Sessions in Paris fast genauso wichtig wurde wie die Arbeit im Studio, was letztlich Gary Moore dazu brachte, während einer US-Tournee auszusteigen. Die Warnzeichen blieben unbeachtet. Der nüchternere, aber erfahrene Snowy White stieg ein und akzeptierte Lynotts und Scott Gorhams Drogenexzesse, bis die Situation sich bei den Vorbereitungen für ein neues Studioalbum in Dublin zuspitzte.

Auf professioneller Ebene verzweifelte White an der Arbeit mit Lynott: „Ich kannte ihn als Mensch überhaupt nicht. Nach den ersten sechs oder sieben Monaten kam ich dann an den Punkt, wo ich gar nicht mehr versuchte ihn kennen zu lernen, weil ich ohnehin nicht zu ihm durchdrang. Er öffnete sich nie. Ich konnte nie als Freund mit ihm reden. Er versuchte immer, etwas zu beweisen. Wir wissen alle, wie schwierig es war, mit Phil umzugehen. In einer Minute sagte er etwas und am nächsten Tag zog er es vor, sich nicht mehr daran zu erinnern. Man konnte nicht mit ihm diskutieren. Wir machten Pläne, dieses oder jenes zu tun, und dann wurde wieder alles geändert. Also entfernte ich mich immer mehr von ihm und der Band. Es war wohl auch meine Schuld, weil ich in dieser Situation einfach nicht stark genug war. Ich blieb immer solange im Studio, wie ich wach bleiben konnte. Normalerweise stand ich um acht auf, ging gegen eins ins Studio, und Phil und Scott tauchten dann vielleicht um sieben auf und arbeiteten die ganze Nacht, weil sie Dinge hatten, die sie wach hielten. Gegen Mitternacht fing ich an, einzuschlafen.“

Während Snowys Zeit galt Phils Aufmerksamkeit sowohl der Band als auch seinen Soloaufnahmen, was White ebenfalls missfiel: „Ich wusste nicht, wofür ich da gerade spielte. Wir wussten nicht, was wofür verwendet wurde, was mir ziemlich auf die Nerven ging, denn wenn ich gerade für Phils Solosachen spielte, hätte ich Session-Honorare verlangt… Es ist mein Lebensunterhalt und mein Job.“

Dieser Frust war deutlich spürbar, als er kurz nach Phils Tod über ihr Verhältnis sprach: „Ich weiß nicht genug über Drogen. Ich wusste nicht, was da vor sich ging. Da waren offensichtlich viele Drogen im Spiel, aber ich nehme keine, also wusste ich nicht, welche Stimmungen von den Drogen herbeigeführt wurden und welche natürlich waren. Das machte mich wohl zum Außenseiter. Wenn man so einer Band beitritt, stürzt man sich entweder mit hinein und nimmt alles oder man hält sich da raus und ist dann der Spielverderber. Ich war in solchen Situationen immer sehr glücklich damit, der Spielverderber zu sein. Ich würde mich nie betrinken oder Drogen nehmen, nur um dazu zu gehören. Ich fühlte mich nicht als Teil der Gruppe, wenn wir ausgingen. Aber ich hoffte immer noch, dass sich das ändern würde. Es gab oft Augenblicke in Phils vernünftigeren Momenten, in denen es aussah, als würde sich etwas ändern. Momente, in denen er sah, dass all das vor seinen Augen zerfallen könnte, teilweise, weil er eben so schwierig war. Am Ende hielt ich mich komplett aus allem raus. Auf Tour kam ich damals immer zurück ins Hotel, aß etwas, ging ins Bett, stand am nächsten Morgen auf und sah mich um in der Stadt, in der wir gerade waren. Da begegneten mir dann immer die Jungs, die gerade vom Feiern zurück kamen. Sie schliefen dann den ganzen Tag und wir trafen uns beim Gig wieder. Wir redeten nicht viel, und da gab es auch nichts, worüber wir hätten reden können.“

White hielt es eine Weile lang aus – CHINATOWN und RENEGADE waren solide Lizzy-Alben, und auch wenn er auf der Bühne nicht mit dem Hintern wackelte, war er im Studio doch ein vollkommener Bluesrock-Gitarrist und idealer Gegenspieler für Gorham. Als er sich dann in Dublin auf sein drittes Album mit Thin Lizzy vorbereitete, wurde es ihm jedoch zuviel. Schon bevor er ins Flugzeug nach Irland stieg, zweifelte White an seiner Zukunft und hatte eine Ahnung, dass Phil und Scott möglicherweise genauso dachten. Er ließ Manager Chris Morrison auch wissen, dass er dorthin fuhr, um zu arbeiten, nicht um darauf zu warten, dass seine Kollegen sich vom Alkohol/Drogenkater der letzten Nacht erholen. Morrison versprach, mit Lynott und Gorham zu reden.

Zwei Tage lief alles gut, bis die alten Gewohnheiten wieder Einzug hielten. Phil war verhindert, weil er „krank“ war, Gorham kam zu spät. Während sich der Rest der Band in den Pub verzog, arbeitete White an neuem Material, das Phil dann am nächsten Tag umgehend löschte. Zurück in London, wägte White seine Optionen ab und beschloss, dass er genug hatte. „Ich lag im Bett und dachte: ‚Ich gehe nicht in dieses Studio, um rumzusitzen, bis jemand im Vollrausch um sieben Uhr abends auftaucht und dann die ganze Nacht arbeiten will’.“ Also stieg er aus.

John Sykes erlebte dieselben Dinge, als er für das THUNDER AND LIGHTNING-Album und die dazugehörige Tour einstieg, aber er war jung und stark genug, um alles an sich abprallen zu lassen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte selbst Scott Gorham die Nase voll: „John kam zu dieser Band und dachte wohl, ‚das wird toll, ich bin jetzt ein Star’, aber es war längst abgemacht, dass er nach dem Album und der Tour wieder gehen würde. Also tat er mir irgendwie leid – es war Phils Idee, ihm nichts zu sagen. Er hatte Angst, dass John die Band sofort verlassen würde, falls er es erfahren würde. Ziemlich mies, aber so war es nun mal. Auf lange Sicht erlitt John allerdings keinen Schaden. Es half seiner Karriere.“

- Advertisement -

Weiterlesen

Classic Rock: Weihnachtsbescherung

Gewinnt zu Heiligabend Stimmungsvolles auf Vinyl! Diesen Dezember machten wir unseren Leserinnen und Lesern immer wieder Geschenke: an allen Adventssonntagen und natürlich auch jetzt zu...

Classic Rock: 4. Adventsverlosung

Gewinnt zum 4. Advent ein CD- und DVD-Paket! Diesen Dezember machen wir unseren Lesern ein paar kleine Geschenke. An allen Adventssonntagen sowie an Heiligabend werdet...

REO Speedwagon: Back in ’79

Anlässlich des neuen REO-Speedwagon-Livealbums LIVE AT ROCKPALAST 1979 (inkl. DVD), das am 10.11.1979 in der Hamburger Markthalle aufgenommen wurde, rufen wir einen bestens gelaunten...

1 Kommentar

  1. Es ist immer schade, aber er war eben auch nur ein Mensch, großartig in seinem Schaffen, doch seine Sucht wurde ihm leider zum Verhängnis und hatte ihn letztendlich zerstört.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Welcome

Install
×