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Rückblende: David Bowie – ›Heroes‹

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Rückblende: David Bowie – ›Heroes‹

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David Bowie PromoDie Hymne aus den Berliner Jahren des Thin White Duke war kommerziell eher ein Flop. Und doch veränderte sie sein Leben mehr als jede andere seiner Singles.

Eines Nachmittags im Juli 1977 sah David Bowie aus dem Fenster des Han­­sa-Studios in Berlin und be­­merkte ein Pärchen, das sich nahe der Mauer küsste. „Ich habe immer gesagt, dass ein Liebespaar an der Mauer die Idee zu ›Heroes‹ lieferte“, so der 2016 verstorbene Bowie zu CLASSIC ROCK. „Tatsächlich war es aber [Bowies Pro­­­duzent] Tony Visconti mit seiner Freundin. Er war damals noch verheiratet, also durfte ich nicht darüber reden. Aber heute darf ich sagen, dass diese Liebenden Tony und ein deutsches Mädchen [Antonia Maass] waren, das er damals in Berlin kennengelernt hatte. Ich denke, seine Ehe war damals wohl so gut wie vorbei. Und es war ziemlich rührend, denn ich konnte sehen, wie sehr Tony in dieses Mädchen verliebt war. Diese Be­­­ziehung wurde zur Inspiration für den Song.“

Schon in den Wochen davor hatten er und Brian Eno mit Visconti am Mischpult mit der Arbeit an dem Stück begonnen. Ihre Arbeitsmethode in der sogenannten „Berlin-Phase“ des Sängers bestand darin, aus mehreren Spuren Tracks aufzubauen, die dann zum Zündfunken für Text und Melodie werden sollten – als würde man den Rahmen bauen, bevor man das Bild gemalt hat. Mit Enos berühmten „Oblique strategies“-Karten (Aphorismen, die zur Querdenkerei animierten) setzten sie sich oft kreative Dilemmata innerhalb dieser Rahmen. „Vielleicht schrieb ich fünf oder sechs Akkorde und setzte mir dann das Ziel, nur aus ihnen einen Song zu bauen. Dieses be­­stimmte Dogma diktierte dann also, wie das Endergebnis klingen würde, nicht ich und mein emotionales Selbstempfinden.“

„Ich muss mich in Gefahr bringen, ob emotional, mental oder körperlich, und das führt dann zu solchen Dingen.“ (David Bowie)

In einem weiter gefassten Kontext war der Umzug nach Berlin selbst so eine „abwegige Strategie“. Wie Bowie damals sagte: „Ich muss mich in solche Situationen bringen, um halbwegs gute Sachen zu schreiben. So ist das immer noch, wenn ich in ein Land komme… Ich muss mich in Gefahr bringen, ob emotional, mental oder körperlich, und das führt dann zu solchen Dingen. In Berlin wohnen, eine ziemlich spartanische Existenz für jemanden auf meinem finanziellen Niveau führen und mich zwingen, innerhalb der Beschränkungen dieser Stadt zu leben.“

Der Maestro brachte seine selbstbegrenzte Akkordfolge zu seiner Band, die daraus einen achtminütigen Groove mit einem triumphalen Crescendo baute. Das Basis-Riff zu ›Heroes‹ kam von Gitarrist Carlos Alo­mar, der hypnotische Puls von Bassist George Murray und Schlagzeuger Dennis Davis. „Mit so großartigen Musikern waren die No­­ten immer über jeden Zweifel erhaben“, sagte Bowie später. „Wir sahen eher das ‚Feeling‘ als Priorität an.“

Von Anfang an beschrieb Eno die Musik als „grandios und heroisch“ und sagte, ihm sei „genau dieses Wort ‚heroes‘ im Kopf herumgeschwirrt“. Nachdem das Grundgerüst des Tracks aufgenommen war, fügte er die zittrigen Klangeffekte durch Knöpfchendrehen an seinem EMS Synthi hinzu, einem Mini-Synthesizer, der in einen Koffer eingebaut war.

Für den letzten Feinschliff sorgte dann Robert Fripp. Was der King-Crimson-Boss später als „haarigen Rock‘n‘Roll“ bezeichnete, war tatsächlich eine Abfolge arienartiger Feedback-Loops. Mit Klebeband markierte Fripp auf dem Boden des Studios die Punkte, an denen er bestimmte Gesangstöne festhalten konnte. Für einen Gitarristen, der dafür bekannt ist, im Sitzen zu spielen, ist es interessant, dass eine seiner bekanntesten Darbietungen dem Herumlaufen in einem Raum geschuldet ist.

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