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Jethro Tull: Hanau, Amphitheater

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Jethro Tull: Hanau, Amphitheater

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Jethro_Tull_-_America_Tour_-_2007_-_3Ian Anderson & Co. zeigen, was Zeitlosigkeit ohne Patina bedeutet.

Ungebrochene Lust gealterter Rock’n’Roll-Ikonen auf immer neue Tourneen versüßt nicht nur der ersten Garde wie den Rolling Stones, Bob Dylan oder Neil Young lukrativ das Pensionsalter. Auch ein ehemals zottelhaariger Bürgerschreck namens Ian Anderson, der sich längst ein zweites Standbein mit Lachszucht im heimatlichen Schottland aufgebaut hat, lebt frei nach dem Credo des seligen Ganovenjägers Pater Brown: „Er kann’s nicht lassen.“

Pünktlich wie Beamte treten die Veteranen ihren abendlichen Dienst im proppevollen Hanauer Amphitheater an. Binnen Sekunden verwandelt sich Ian Anderson vom freundlichen älteren Herren, der noch eben angeregt hinter der Bühne plauschte, in einen mittelalterlichen Spielmann mit Kratzfuß, Querflöte und Akustikgitarre. Zum Auftakt gibt es ›Living In The Past‹, und das bleibt nicht der einzige Klassiker im Repertoire aus der Glanzzeit der Band, der lautstark bejubelt wird. ›Thick As A Brick‹ in Überlänge und das Instrumental ›Bourée‹ folgen. Selbst wenn in der Komparserie das mannshohe Kaninchen Harvey, ein Dirigent in Unterhosen und das weibliche Streicherquartett mit gepuderten Perücken fehlen, die Jethro Tull in den siebziger Jahren auf Tourneen zu begleiten pflegten – der Funke springt dennoch sofort über.

Anderson ist fast der Alte, auch sein (Ein-)Bein-Ritual bleibt, schließlich hat es sich längst zum Markenzeichen entwickelt. Mit launigen Plaudereien in akkuratem Hochenglisch unterhält Anderson zwischen den Evergreens. Gestattet seinen vier Mitstreitern, von denen der seit 1969 amtierende Gitarrist Martin „Lancelot“ Barre der dienstälteste ist, die künstlerische Freiheit der Improvisation – denn Jethro Tull halten die Fahne der künstlerischen Rechtschaffenheit nach wie vor hoch. Weitgehend originalgetreu lässt das Quintett zum 40. Jubiläum den Meilenstein AQUALUNG wieder auferstehen: ›Up To Me‹, ›Mother Goose‹, ›Hymn 43‹, ›My God‹, der Titelsong und als Zugabe ›Locomotive Breath‹ transportieren Zeitlosigkeit ohne Patina.

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