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Rückblende: ZZ TOP mit ›La Grange‹

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Rückblende: ZZ TOP mit ›La Grange‹

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Die Feier eines wirklich existierenden texanischen Bordells, dessen Besuch Billy Gibbons zufolge in seiner Zeit „eine Art Initiationsritus“ darstellte, ist 50 Jahre später immer noch einer der beliebtesten Songs der Band und ein Muss bei ihren Konzerten.

In der Regel ist es ein Refrain, eine individuelle Performance oder sogar ein Titel, der einen bestimmten Track unsterblich werden lässt. Im Falle von ZZ Tops ›La Grange‹ war es Billy Gibbons lasziver Ruf von „Have mercy!“, gefolgt von einem tiefen „a how how how how“ – all das zu einem eigentlich sanft gespielten Riff, pikant genug, um tausend Barbecues zu würzen – der dem texanischen Trio ihren ersten bedeutenden Hit bescherte. Ein Track, der mittlerweile mehr als 170 Millionen YouTube-Aufrufe verzeichnet.

Inzwischen gut gereifte 50 Jahre alt, erschien ›La Grange‹ erstmals auf ZZ Tops drittem Album von 1973, TRES HOMBRES. In dem Song geht es um ein wirklich existierendes Bordell namens „The Chicken Ranch“, das von 1905 bis 1973 geöffnet war und sich am Rande jener texanischen Stadt befand, nach der das Lied benannt wurde. Die „Chicken Ranch“ wurde später ebenfalls in einem Buch mit dem Titel „The Best Little Whorehouse In Texas“ thematisiert, aus dem auch ein Film gemacht wurde (zufälligerweise mit unserem Titelstar Dolly Parton in der Hauptrolle). Unabhängig davon, wie sehr dieses Bordell mittlerweile in die Popkultur integriert ist – wenn man mit Billy Gibbons über das Lied spricht, muss man natürlich fragen, ob er dieses Etablissement wirklich jemals besucht hat. „Ganz ungeniert gesprochen: ja“, erklärt er glucksend. „Für einen jungen Mann war das damals eine Art Initiationsritus. Man musste zur berüchtigten „Chicken Ranch“ von La Grange. Fotos aus der Blütezeit der Lokalität existieren immer noch. Architektonisch war es nichts Besonderes, doch immerhin war der Laden gut gepflegt und gut geführt. [Die Madame] Miss Edna war immer bereit, die Peitsche knallen zu lassen, um alle auf Spur zu halten. Mir wurde erzählt, dass man während der Großen Depression [von 1929 bis 1939] Hausfreuden beanspruchen konnte, indem man ein Huhn mitbrachte – daher der Spitzname.“

„Jedoch“, fügt Gibbons in einem gespielt ernsthaften Ton hinzu, „könnte es auch sein, dass ich all das nur erzähle, um dem Song eine Berechtigung einzuräumen.“ Gibbons erinnert sich daran, dass die älteren Jungs früher immer von La Grange sprachen. „Einer von ihnen nannte es sogar ‚das achte Weltwunder’“, behauptet er. Deswegen hatte er diesen Ort auf dem Schirm, als ZZ Top anfingen, sich auf TRES HOMBRES vorzubereiten. Gibbons macht keinen Hehl daraus, dass John Lee Hookers ikonisches ›Boogie Chillin‹ aus dem Jahr 1948 einen ziemlichen Einfluss auf das Eröffnungsriff von ›La Grange‹ hatte. „Das ist Teil unserer Faszination für den unnachahmlichen Texas-Shuffle“, erklärt er. „Ähnliches gibt es auch in ›Thunderbird‹ [von FANDANGO! aus 1975] zu hören, aber der Shuffle in ›La Grange‹ wurde zu einer Tradition für sich, und wir haben ihn seit 1973 auf jedem ZZ Top-Konzert gespielt. Und das werden wir auch weiterhin tun. Jeden Abend zaubert es ein Lächeln auf die Gesichter des Publikums.“

„Dieses Riff bleibt ein fester Bestandteil dieser speziellen Blues-Rock-Tradition“, fügt er stolz hinzu. „Seine Wurzeln gehen weit zurück zu den Anfängen von Country, Hillbilly und sogar Gospel-Musik, und dabei hat es trotzdem einen großen Wiedererkennungswert. Jede Nacht, wenn wir dieses Lied anspielen, tanzt jeder ein bisschen Boogie.“ Gibbons gibt zudem offen zu, dass sein schnatterndes „a how how how how“ von einem anderen John Lee Hooker-Song entliehen ist, nämlich aus ›Boom Boom‹ von 1961, das später durch ein Cover der Animals populär wurde. Nichts im Rock’n’Roll ist mehr wirklich neu, und deswegen macht es Gibbons auch nichts aus, dass Kid Rock seinen Song ›Son Of Detroit‹ aus und auf ›La Grange‹ gebastelt hat. „Ja, in der Tat“, bekräftigt Gibbons. „Tatsächlich hat der großartige James Harman, der zu einigen ZZ Top-Alben die Mundharmonika beigesteuert hat, mir einmal vor seinem Tod einen Track aus den späten 1940ern vorgespielt, der alles in diesem Stil vorwegnahm, was wir je zuvor gehört hatten. Es war eine genaue Vorlage für das, was man jetzt den berühmten Boogie-Shuffle nennt. Ja, das geht so weit zurück, und ist so ansteckend, dass es nie verschwinden wird, Bruder.“ Gibbons ist stolz darauf, dass ›La Grange‹ von Country-Sänger und Songwriter Hank Williams Jr. gecovert wurde, der es für sein 1983er Album STRONG STUFF aufnahm. „Mann, er hat es ordentlich durchgeblasen“, schwärmt er. Vielleicht etwas überraschend gibt Gibbons zu, dass nach Abschluss der Aufnahme von ›La Grange‹ in den Robin Hood Studios in Tyler, Texas, keiner aus dem inneren Zirkel der Band – nicht einmal ihr Produzent und Manager Bill Ham, Bassist Dusty Hill oder Schlagzeuger Frank Beard – irgendeine Ahnung hatte, wie wichtig der Song werden würde.

„Wir haben es sicherlich genossen, den Backingtrack aufzunehmen, und ich hatte die Texte verfasst, nachdem ich ein Buch von einem Autor aus dem UK namens Dave Marsh gelesen hatte“, sagt er. „Es war ein Überblick über die Karriere von Buddy Holly, und eines der Kapitel beschäftigte sich mit dem berühmten Song ›Peggy Sue Got Married‹. Das Buch verwies darauf, dass der Song mit einer Frage endete, die sich nicht reimte. Das war ungewöhnlich für Buddy Holly, und das inspirierte mich, meine eigenen beiden Schlusszeilen in ›La Grange‹ zu schreiben: ‘I hear it’s tight ’most every night, but I might be mistaken’. Also: Danke dafür, Dave Marsh, und danke Buddy Holly.“ Als ›La Grange‹ 1973 als Single veröffentlicht wurde, erreichte es nur Platz 41 in den Vereinigten Staaten. Im Vergleich zur MTV-Ära der Band in der folgenden Dekade, als die Eliminator-Singles „Gimme All Your Loving“ und „Sharp Dressed Man“ dem Trio ein völlig neues Publikum einbrachten, erscheint eine solche Chartplatzierung recht bescheiden. Und das, obwohl die Popularität von ›La Grange‹ und der zugehörigen Platte ZZ Top erstmals Goldalben in den USA und Kanada bescherte. Doch mindestens genauso wichtig ist, dass ein halbes Jahrhundert an Live-Aufführungen Gibbons den wahren Wert des Songs gelehrt hat. „Dieser Track hat uns auf den richtigen Weg gebracht“, schließt er. „Wenn uns unsere Fans um Rat bitten, sagen wir immer, dass eine Band das spielen sollte, was sie selbst hören möchte. Genauso war es mit ›La Grange‹. Wir haben den Song vor fünfzig Jahren geschrieben und spielen und hören ihn immer noch gerne. Er wird so schnell nicht verschwinden.“

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1 Kommentar

  1. Was wären wir alle, Musiker, Hörer ohne die die das alles durch ihre Musikinterpretationen als Grundlagen für uns hinterlassen haben.
    Alles was wir aktuell leben hat einen historischen Hintergrund, hat historische Grundlagen die wir nur weiter entwickelt haben im positiven wie im negativen Sinne.

    Die Ur-Rhythmen, die Ur-Melodien für unsere aktuelle Musik ist der Blues mit all seinen Facetten.
    Ohne Blues gäbe es die heutigen Musikformen nicht.
    Selbst die klassische Musik hat in gewisser weise dazu Bezug.

    Blues ist und bleibt die existentielle Grundform unserer vielfältigen Musik – Kultur……

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