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Rückblende: Meat Loaf: ›Heaven Can Wait‹

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Rückblende: Meat Loaf: ›Heaven Can Wait‹

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Das kürzeste Stück auf BAT OUT OF HELL ist einer der leiseren Momente darauf.
Für viele Fans ist es auch der beste.

Es ist Sommer 1977 und Sänger Meat Loaf und Songwriter Jim Steinman stehen kurz davor, ein erstaunliches Album zu veröffentlichen, das eigentlich gar nicht hätte existieren sollen. In diesem Moment gehören Meat und Jim sowie Labelboss Steve Popovic und Produzent Todd Rundgren zu der winzigen Handvoll Menschen auf der Welt, die verrückt genug sind, an das Potenzial des Meisterwerks der beiden zu glauben, BAT OUT OF HELL. Gegen alle möglichen Widrigkeiten war die Platte über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren entstanden. Doch nun, mit einem auf den 21. Oktober angesetzten Veröffentlichungstermin, tickte plötzlich die Uhr. Meat brauchte eine Backing-Band und eine Tournee. Er war noch völlig unbekannt, also musste er dafür energisch agieren und Leuten auf die Nerven gehen.

Es gab jedoch ein Problem: Ellen Foley, die auf ›Paradise By The Dashboard Light‹, einem der Schlüsseltracks des Albums, den Leadgesang übernommen und bei weiteren vier Stücken Backing-Harmonien beigesteuert hatte, stand aus terminlichen Gründen nicht zur Verfügung. „Die Platte war 1975 und 1976 aufgenommen worden. Zwischen den Aufnahmen und der Veröffentlichung verging so viel Zeit, dass ich am Broadway engagiert war, als sie herauskam“, erklärt Foley heute. „Ich drehte Filme und machte Demos für mein eigenes Album NIGHT OUT [das im selben Jahr erschien]. Das Timing war wirklich mies.“

Foley hatte ihren Teil dazu beigetragen, BAT OUT OF HELL Wirklichkeit werden zu lassen. Gemeinsam mit Meat Loaf und Steinman war sie durch die Vorstandsetagen der Plattenfirmen gezogen, wo sie die Songs vor oft ungläubigen Bossen darboten. Sie war dabei, als Clive Davis von Arista Meat in Rage brachte, indem er Steinman mitteilte, er könne einfach keine Songs schreiben. „Wir spielten bei so vielen Labels und Produzenten vor, die vor den Kopf gestoßen und verwirrt waren“, sagt sie mit einem Lachen. „Sie waren entsetzt von dem, was sie da hörten, die armen Dinger.“


Das Team hielt mehrtägige Auditions ab, um eine Sängerin zu finden, die als ideale Gegenspielen zum Star des Albums und der Show fungieren würde. „Ellen hatte eine tolle Stimme, aber wenn BAT OUT OF HELL auch auf der Bühne funktionieren sollte, war es äußerst wichtig, dass das Mädchen neben mir auch eine großartige Schauspielerin war“, erinnerte sich Meat in seiner Autobiografie „To Hell And Back“. „Als ich Karla DeVito sah, wusste ich, dass ich die Richtige gefunden hatte.“

DeVito war optimistisch, was das Potenzial des Projekts betraf, und stieg bei ihrer Band Luna aus, die wenige Monate zuvor beinahe vom Mitbegründer des Labels, Seymour Stein, bei Sire Records unter Vertrag genommen worden wäre. Sie hatte keine Ahnung, was ihr da bevorstand. „Ich war so unerfahren. Auf dem Weg zum Videodreh [zu ›Paradise By The Dashboard Light‹] fragte ich Meat: ‚Ich werde nicht nur zum Playback von Ellens Part die Lippen bewegen, oder?‘ Und er antwortete: ‚Ich glaube nicht!‘“, sagt sie heute lachend. „Er wusste es nicht mal selbst.“ Natürlich musste DeVito so tun, als sei sie Foley. Als BAT OUT OF HELL dann die zahllosen Zyniker Lügen strafte und sich letztlich mehr als 50 Millionen Mal verkaufte, war es durchaus verständlich, dass Foley darüber nicht glücklich war.

„Es war für mich schwer zu akzeptieren, dass die Leute glaubten, Karla sei die Stimme auf dem Album. Das ließ mich lange nicht los“, gesteht sie. „Als sie dann im Video dazu mimte, brachte mich das wirklich auf die Palme. Aber mir wurde klar, dass jeder, der mich oder meine Geschichte kennt, oder die von Meat Loaf, weiß, dass ich diesen Song gesungen habe.“ Dennoch war Foley nun nicht mehr beteiligt und es war DeVito, die zum Star wurde, während das Album langsam, aber stetig zum Megaseller wurde.

Meat Loaf erinnerte sich später daran, wie beim ersten Gig der Band in Chicago, als Vorgruppe von Cheap Trick, kein einziger Mensch bei ihrer Ankunft klatschte. „Am Ende gefiel es ihnen nicht unbedingt, aber sie hatten aufgehört, mich ein fettes Arschloch zu nennen. Das war für mich schon ein Sieg.“ Einer der ersten Momente, in denen DeVito bewusst wurde, wie groß BAT OUT OF HELL geworden war, kam am 19. Juli 1978, als Meat Loaf im CNE Stadium in Toronto für Electric Light Orchestra eröffneten. ELO waren damals auf ihrer Tournee zu OUT OF THE BLUE und begriffen allmählich, was sie sich da ins Vorprogramm geholt hatten.

„Sie gaben uns so gut wie nichts von ihrer Lichtanlage und wir durften nur einen kleinen Teil ihres Soundsystems benutzen, aber wir bliesen das Stadium um“, so DeVito. „Das war verrückt, denn sie erfanden die Regeln, wie es ihnen gefiel – es fühlte sich an, als sei man auf einem Piratenschiff. Man ist auf See und fragt sich, ob es zu einer Meuterei oder sonstigen Katastrophe kommen wird. Aber trotzdem ging man da raus und lieferte ab. Jims Motivationsreden waren unglaublich. Er und Meat gemeinsam waren wie ein Tornado.“

Neben dem Breitwand-Sturm-und-Drang des Titelstücks, das fast zehn Minuten dauerte, wurde das Album auch von einem zartfühligeren Moment geprägt, dem bewegenden ›Heaven Can Wait‹. Auf BAT OUT OF HELL sang Meat es allein zu einer wunderschönen Orchesterbegleitung, und für nicht wenige ist dieser kürzeste Song des Albums auch der beste. Als Single wurde er hingegen nie ausgekoppelt, war aber immerhin die B-Seite des besagten Hits. Es gibt Aufnahmen von Foley (die Meat Loaf und Steinman kennenlernte, als sie alle bei einer Tournee für die amerikanische Comedy-Institution „National Lampoon“ zusammenarbeiteten), wo sie den Song 1977 im Kennedy Centre in New York singt. Dort spielte sie die Rolle der Wendy in „Neverland“, Steinmans Musical, aus dem dann mehrere Tracks auf BAT OUT OF HELL hervorgingen.

„Was einem zuerst an ›Heaven Can Wait‹ auffällt, ist die Melodie“, sagt sie. „Sie fließt einfach und ist so glatt. Dann baut sie sich zu einem Crescendo auf. Deshalb habe ich mich darin verliebt. Und dann hört man diesen Text …“ Die Geschichte besagt, dass Bette Midler, die auf dem Demo gesungen hatte, Steinman fragte: „Worum zum Teufel geht es da?“ ›Heaven Can Wait‹ wurde dann zu einem Favoriten bei Hochzeiten, aber auch bei Beerdigungen. Foley glaubt wirklich, dass es von einer höheren Macht ausging und durch Steinman geleitet wurde. „Es hat ein breites Spektrum an Bedeutungen. Dieser Song gibt mir Kraft, ob das Gott ist oder Engel, die Natur oder die Musik selbst. Er wendet sich an jemanden, der in seinem Leben Einsamkeit erfahren hat. Er macht es leichter, sich dem zu stellen, was einen bekümmert, ob es die Kälte der Nacht ist oder die Dunkelheit des Tages.“

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